Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Sabbathianer
Sabbathianer. Sabbathai Zewi, kabbalistischer Schwärmer, * 1626 in Smyrna, gab sich im Jahre 1648, dem vom Sohar (Kabbala) prophezeiten Anfang des Erlösungsjahres, als Messias aus. Deswegen vom Rabbinat seiner Heimat exkommuniziert und ausgewiesen, begab er sich nach Saloniki, nach mehrfachen Wanderungen 1660 nach Kairo, wo er einen tatkräftigen Förderer in dem reichen Kabbalisten Raphael Joseph Chelebi fand, 1662 nach jerusalem, wo die Zahl seiner Anhänger ständig zunahm, 1665 über Aleppo nach Smyrna, hier von der Menge als Messiaskönig umjubelt. Durch Sendbriefe und Wanderprediger drang die Kunde von Land zu Land und erregte mancherorts Freudentaumel. 1666 wurde Sabbathai Zewi nach Konstantinopel zitiert und nach 2monatiger Gefangenschaft in das Dardanellen-Schloß Abydus übergeführt. Tausende strömten dorthin zum „leidenden Messias“, dem reiche Geldspenden bei rücksichtsvoller Behandlung ein fast fürstliches Leben ermöglichten. Hochverräterischer Pläne verdächtigt, wurde er zur Verantwortung nach Adrianopel gebracht. Mit dem Tode bedroht, trat er zum Islam über und erhielt den Namen Mehemed Effendi das Amt eines Türhüters. Trotzdem zweifelte man nicht an seiner Messianität, zumal er mit den Juden in Verbindung blieb, schickte ihn aber schließlich nach Albanien in die Verbannung, wo er 1676 zu Dulcigno starb. – Gewaltig war die Sabbathianer-Bewegung in der ganzen Judenschaft. Selbst bedeutende jüdische Gelehrte waren Sabbathianer. Noch ein Jahrhundert wogte der Streit; auch an Nachfolgern und Nachahmern fehlte es nicht. In der Türkei vereinigten sich Sabbathai`s Anhänger zu einer Gemeinde, die bereits 1687 zum Islam übertrat (Dönme). Auch das Gebaren des Jakob Frank geht auf den Sabbathianismus zurück.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IX, 1937, S. 50