Heiliger Bernhard von Alzira Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

21. August

Der heilige Bernhard von Alzira steht im Mönchsgewand vor seinem Bruder und seinen zwei Schwestern in seiner morgenländischen Heimat und predigt über Christus; während der Bruder eine grimmige Haltung gegenüber ihn einnimmt, sitzen die zwei Schwestern zu seinen Füßen und hören ihm interessiert zu

Der heilige Bernhard von Alzira Märtyrer

Ahmed, so hieß dieser Heilige vor seiner Taufe, war der Sohn eines sarazenischen Fürsten in Spanien, zeichnete sich aus durch seine Talente und seine Bildung, durch seine Umsicht und Gewandtheit in den Geschäften, durch seinen edlen, ritterlichen Charakter und genoß in hohem Grade die Gunst und das Zutrauen des Königs. Dieser schickte ihn im Jahre 1156 nach Barcelona zur Besorgung wichtiger Staatsgeschäfte.

Als Ahmed eines Tages von Lerida aus seine Reise fortsetzte, verfehlte er den Weg und geriet am späten Abend in eine Wildnis, die mit so dichtem Gesträuch bewachsen war, daß die Pferde nicht mehr fortkommen konnten, und er mit seiner Begleitung im Freien übernachten musste. Es war eine prachtvolle Mondnacht; Ahmed betrachtete lange diese ergreifende Schönheit des Sternenhimmels, bewunderte des Schöpfers Macht und Weisheit, und in seinem Herzen erwachte ein wundersames Sehnen nach dem seligen Frieden dort oben. Unter solchen Gedanken sank er in einen leichten Schlummer. Um Mitternacht weckte ihn plötzlich der feierliche Gesang kräftiger Männerstimmen, der aus dem nicht gar fernen Tannenwald herüber klang. Staunend lauschte der Sarazene dem tief-ernsten Wechselgesang in der Todesstille der Nacht.

Bei der Morgendämmerung ritt er vorsichtig in den Wald hinein nach der Richtung, woher er den Gesang vernommen, und kam zu einem von einer Mauer umschlossenen Gebäude. – es war das Zisterzienser-Kloster Poplet. – Voll Neugierde, die Einrichtung und Lebensweise in einem Kloster der Christen kennen zu lernen, begehrte er Einlass. Der Abt, ein liebenswürdiger Greis voll Güte und Weisheit, empfing den edlen Fremden sehr freundlich, führte ihn im Kloster umher und erklärte ihm die Bedeutung der Ansiedlung. Dem Ahmed gefiel Alles so überaus wohl, daß er die Bitte wagte, ein paar Tage im Kloster bleiben zu dürfen und sogleich sein Gefolge entließ. Aufmerksam beobachtete er die klösterliche Lebensweise, erbat sich Belehrung über die Grundsätze derselben, bewunderte den pünktlichen Gehorsam, die brüderliche Liebe, die erhabene Frömmigkeit der Mönche und verglich damit die Lehren und Sitten des Islam. Die göttliche Gnade ließ ihn die Falschheit des Islam und die Wahrheit des Christentums lebhaft fühlen; aber was sollte er anfangen? Vor seiner Seele stand die Welt mit ihrer Lust, die Gunst des Königs, der Ruhm – anderseits die himmlisch süße Wahrheit, die sittliche Größe, das Glück des Seelenfriedens und der brüderlichen Liebe.

Ein furchtbarer Kampf entbrannte in seinem Herzen, Natur und Gnade stritten gewaltig um den Sieg, doch Gottes Barmherzigkeit war bei ihm auf diesem Scheideweg, reichte ihm die rettende Hand und – Ahmed ergriff sie. Er bat kniend den Abt, daß er ihn imChristentum unterrichte, taufe und, wenn er ihn würdig finde, unter seine Söhne aufnehme. Der Abt, welcher den Kampf beobachtet und die Sache Gottes durch innige Fürbitte unterstützt hatte, gab ihm einen erleuchteten Lehrer, der ihn zur Taufe vorbereitete, und nahm ihn nach langer Prüfungszeit in den Orden auf.

Bernhard – so hieß der Neubekehrte – fühlte sich unbeschreiblich glücklich in dem ärmlichen Kloster, dankte täglich dem lieben Gott für die Taufgnade und schritt munter vorwärts in der Nachfolge Jesu. Der Abt ehrte seine Tüchtigkeit dadurch, daß er ihm das so wichtige Amt des Schaffners übertrug. Bernhard widmete sich dem Amt mit allem Eifer und mit solcher Klugheit, daß der Haushalt trefflich gedieh, und der zunehmende Wohlstand ihm größere Mildtätigkeit gegen die Armen erlaubte. Die Zahl der Bittenden vermehrte sich gar sehr; dennoch nahmen seine Gaben nicht ab. Mehrere Mitbrüder wurden darüber unruhig und klagten, der Schaffner sei gar zu freigebig, berechne den eigenen Bedarf nicht und werde das Kloster in Schulden stürzen: die wahre Tugend halte in Allem die rechte Mitte und das rechte Maß, was darüber hinaus gehe, sei nicht mehr Mildtätigkeit, sondern Unrecht… Weil Bernhard diese Vorwürfe nicht zu hören schien, verklagten sie ihn beim Abt, der dann auch Rechnung von ihm verlangte. Bernhard führte die Brüder in Scheune und Keller, und zeigte den Staunenden die Fülle des Vorrates. Nun baten sie um Verzeihung des ihm angetanen Unrechtes.

Noch lange Jahre blieb er der unermüdliche, freigebige Schaffner, bis die Last des Alters ihn des mühsamen Amtes enthob.
Nur ein Wunsch, um dessen Erfüllung er schon lange und viel gebetet hatte, erfüllte noch seine fromme Seele: „O könnte ich doch meinen Geschwistern verhilflich sein zum höchsten Glück auf Erden, zum Besitz des katholischen Glaubens!“ Der Abt erlaubte ihm einen Besuch in der Heimat. Der Bruder Almanzar und die zwei Schwestern Zaide und Zoraide bewillkommten den blassen, abgemagerten Ahmed freundlich, in der sicheren Meinung, daß er seinen Abfall vom Islam verdamme und als Sarazene seine Tage beschließen wolle. Als aber Bernhard in beredten Worten die Absicht seines Besuches kund gab, entbrannte Almanzar in heftigem Zorn und stieß die abscheulichsten Drohungen aus. Die Schwestern legten sich besänftigend ins Mittel und versprachen dem Zürnenden, den „verirrten“ Bruder wieder zum Islam zu bekehren; aber Bernhard blieb in diesem edlen Wettkampf Sieger; die beiden Schwestern ließen sich von ihm taufen auf die Namen Gratia und Maria und verabredeten mit ihm die Flucht, um auch in einem Kloster ihr Leben zu heiligen. Sie erklärten nun dem Almanzar: „Unsere Mühe an dem bedauernswerten Mönch ist umsonst, er bleibt ein halsstarriger Apostat; jage ihn nur fort aus dem Hause.“

Bernhard verließ bitter weinend den ungläubigen Bruder und eilte in den Wald, um dort Gratia und Maria zu erwarten. Die Schwestern entkamen glücklich zu ihm. Alle drei knieten nieder, dankten Gott für das Gelingen der Flucht und gelobten feierlich, treu im katholischen Glauben zu leben, und wenn sie sollten verfolgt und ergriffen werden, für Christus zu sterben. Zwei Tage blieben sie versteckt im Gehölze; am dritten wagte Bernhard sich hinaus, um einige Nahrung zu suchen. Almanzar, der die Gegend durchspähte, erblickte ihn sogleich, sprengte mit seinem Gefolge auf ihn los, bemächtigte sich auch der Schwestern und donnerte knirschend den Mönch an: „Schändlicher, verleugne deinen Aberglauben oder – stirb!“ Bernhard antwortete voll Ruhe: „Christus ist mein Leben, und Sterben mein Gewinn; ich hoffe, mein Tod wird den heiligen Glauben meiner lieben Schwestern stärken.“ Auf einen Wink des Almanzar banden die Diener den Bruder an einen Baum und schlugen ihm ein zugespitztes Holz durch das Gehirn. Dieser Heldentod ermutigte die Schwestern, und sie fielen durch das Schwert. Ihre Leiber blieben lange im Walde liegen, kamen dann durch göttliche Fügung nach Alzira und leuchteten durch viele Wunder. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 620-621

Tags: Heilige

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