Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Ekthesis
Ekthesis, Glaubenserklärung des Kaisers Heraklius vom Jahre 638, vom monotheletischen Patriarchen Sergius I. von Konstantinopel verfaßt. Sie behauptet einen Willen in Christus und verbietet, von einer oder zwei Energien zu sprechen, weil beide Ausdrücke sich häretisch deuten lassen. 2 Synoden zu Konstantinopel 638 und 639 bestätigten die Ekthesis, die Päpste Severin 640 und Johann IV. 641 verwarfen sie jedoch, Kaiser Konstans II. ersetzte sie September 647 durch den Typos.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, S. 612
Kurze Zeit nach Empfang der Briefe von Honorius verfaßte Sergius ein Aktenstück, welches aber erst nach dem Tode des Papstes veröffentlicht wurde. Es ist dieses die Ekthesis des Kaisers Heraklius, in welcher gesagt wird, man solle weder von einer noch von zwei Wirksamkeiten sprechen, während doch „Ein Wille in Christus“ bekannt wurde. Daß und warum Sergius sie verfaßt hat, sagt uns Kaiser Heraklius selbst. Derselbe schrieb im Anfang des Jahres 641 an Papst Johannes IV.: „Die Ekthesis ist nicht von mir, und ich habe ihre Abfassung nicht befohlen, sondern Patriarch Sergius hat sie vor fünf Jahren gefertigt und mich bei meiner Rückkehr aus dem Orient gebeten, sie mit meiner Unterschrift zu publizieren“ (vgl. Hefele, Conc.-Gesch. III, 2. Aufl. 178). Hiernach wurde sie ungefähr 636 verfaßt, dann aber geheim gehalten und erst, nachdem die Nachricht von Honorius` Tod und Severins Wahl nach Konstantinopel gekommen war (vgl. Ep. Cyr. Ad Serg. Bei Hard. III, 803), also etwa im November 638, vom Kaiser publiziert (vgl. Hefele a.a.O. 178f). Aus diesen Daten erhellt das gottlose Spiel, welches man in Konstantinopel mit Honorius` Briefen trieb. Sergius hatte ihm in listiger Weise mißverständliche Ausdrücke gleichsam in die Feder diktiert und mißbrauchte diese im Interesse der Häresie erst zur Zeit, wo ihr Verfasser sich persönlich nicht mehr rechtfertigen konnte. Gewiß liegt hierin ein Beweis, daß die Briefe des Honorius eine rechtgläubige Interpretation zuließen, und daß man absichtlich mit der Veröffentlichung der Ekthesis wartete, bis eine Erklärung von authentischer Seite nicht mehr erfolgen konnte. Die Ekthesis selbst aber ward in der griechischen Kirche um so leichter allgemein angenommen, als Sophronius, der Hauptvertreter des Dyotheletismus, bereits vor dem Erscheinen derselben gestorben und sein Stuhl in die Hände des monotheletischen Bischofs Sergius von Joppe gekommen war. Auch Pyrrhus, der Nachfolger des Sergius auf dem Patriarchenstuhl von Konstantinopel (639), war Monothelet. Im Abendland aber wurde die Ekthesis verworfen von Papst Severin, ebenso, als dieser nach zwei Monaten starb, von seinem Nachfolger Johannes IV. (640-642). Als um dieselbe Zeit (641) Pyrrhus das Gerücht ausstreute, Sergius habe von Honorius ein der Lehre der Monotheleten günstiges Schreiben erhalten, ließ Papst Johannes durch denselben Abt Johannes, dessen sich Honorius zur Abfassung des Schreibens bedient hatte, die Rechtgläubigkeit seines Vorgängers bestätigen. (Siehe den Beitrag: Häretische Päpste – Die Honoriusfrage)
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 8, 1893, S. 1802