Gruß an das heiligste Herz Jesu am Karfreitag
1) Gruß an das heiligste Herz Jesu
Ach, welch` ein Tag des Schmerzes! – Verwundetes, für mich in der toten Brust meines Heilandes offenes Herz! – Ich grüße dich in Schmerz und Trauer, mit jenem Gruß des Schmerzens und der zahllosen Tränen, mit dem Maria ihre Lippen an dem heutigen tage an dich gedrückt – als du bereits aufgehört zu schlagen – kalt und tot in ihrem mütterlichen Schoß geruht. – Welch` ein Anblick, gekreuzigter Jesus! Wenn ich ich deine am Kreuz für mich blutenden Wunden, deinen ganz zerfleischten Leib – wenn ich dein zu mir gesenktes, mit Dornen gekröntes, bleiches, totes Antlitz betrachte! – Besonders aber, welch` ein Anblick für mich, die Wunde deines Herzens! – O! Wie wäre doch da meinem Herzen gewesen – wenn ich selbst am heiligen Karfreitag auf dem Kalvarienberg gewesen, und mit Augen den Lanzenstoß gesehen, der in dein herz sich gesenkt, und mir dasselbe eröffnet hatte, – wie da im mächtigen Strome das Blut desselben sich zum Heil der Welt ergoß?! – Nun, o Wonne meines Herzens! – in diesem tiefsten Schmerz der Trauer des heutigen Tages – nun bleibt es für mich offen – eine Zuflucht in jeder Bedrängnis, in jedem Kummer, in jeder Not, – eine mir auserwählte Ruhe zu jeder Zeit, besonders an dem heutigen Tage; – denn was könnte mir wohl in meinem Schmerz, bei dem Anblick deiner Leiche, mein Jesus! Volleren Trost geben, als dein mir eröffnetes Herz? – An diesem deinen Herzen will ich das Geheimnis des heutigen Tages meiner Erlösung durch deinen Tod, o du meine gekreuzigte Liebe! Betrachten; in dieses dein Herz will ich die Tränen meines Schmerzens mit Maria weinen, – so werde ich getröstet sein. – O süßes, treues Herz! – laß doch deine Todespein an mir nicht verloren sein! – Um der Liebe willen, die dich mir am Kreuz eröffnet hat, – erhöre mich – auf daß ich einst vollende, mein Jesus! In deinen Armen – an deinem Herzen. Amen.
2) Übung des Tages
Blicke öfters auf das für dich am Kreuz eröffnete Herz Jesu Christi, und überlasse dich den Anmutungen des Mitleids und des Schmerzens; – danke für das große Opfer der Erlösung, das Jesus heute für dich durch seinen Tod am Kreuz dargebracht, und für das Übermaß der Liebe, mit der er dir als Unterpfand dafür – sein Herz noch in seiner toten Brust eröffnen ließ. – Traure und weine an diesem Herzen heute mit Maria, der Mutter Jesu, mit Maria Magdalena, und allen wahren Kindern Gottes im Schmerz der heiligen Kirche. –
aus: Franz Xaver Weninger SJ, Heiliger Liebesbund, Ein vollständiges Gebet- und Tugend-Buch für alle Verehrer der heiligsten Herzen Jesu und Mariä, 1847, S. 82 – S. 83