Der heilige Walarich Abt von Luxeuil

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

1. April

Der heilige Walarich Abt 

Auvergne in Frankreich war der Geburtsort dieses Heiligen. Walarich, gutmütiger und talentvoller Knabe, konnte kaum auf den eigenen Füßen stehen, als er schon draußen auf den Stoppelfeldern und an den Waldsäumen die kleine Schafherde seines Vaters hüten mußte.Die Leute hatten oft Mitleid mit dem so artigen Kleinen, wenn er im Freien auf den Weideplätzen, vom Regen durchnäßt, hungerte und vor Kälte zitterte; aber nie hörte man eine Klage aus seinem Mund, nie sah man eine trübe Wolke über seiner Stirn, seine Lippen verrieten durch ihre Bewegung die Gebete seines Herzens, und stundenlang kniete er – das Auge zum Himmel gewandt – auf bloßer Erde.

Merkwürdig groß war seine Lernbegierde, aber er konnte und durfte keinen Tag die Schule besuchen. Gar innig bat er den Schullehrer, ihm doch das A-B-C zu zeigen und aufzuschreiben: und dieses A-B-C- kam nicht mehr aus seinen Händen. Tag und Nacht probierte er das Zusammensetzen der Buchstaben zu Silben und Wörtern, und bald war er im Lesen gewandter, als seine Altersgenossen, welche die Schule besuchten. Unendlich reich und glücklich schätzte sich der junge Schäfer, als ihm sein Onkel, welcher als Mönch in einem benachbarten Kloster lebte, ein Psalmenbuch schenkte. In kurzer Zeit wußte er es genau auswendig und wurde nie satt, diese göttlichen Lieder mit begeisterter Andacht zu singen.

Furchtbare Kämpfe mußte Walarich durchstreiten, um die aufgehäuften Hindernisse aus dem Weg zu schaffen, welche ihn als Knaben vom täglichen Anhören der heiligen Messe und als Jüngling vom Eintritt ins Kloster Autumon abhalten wollten: aber sein Eifer blieb Sieger und machte ihn zum Vorbild in allen Tugenden, besonders in der Demut und Reinigkeit. Sein Durst nach höherer Vollkommenheit drängte ihn, zum Abt Kolumban zu gehen, welcher zu Luxeuil mit 220 Mönchen ein sehr strenges Leben führte und mit dem Glanz seiner Heiligkeit ganz Frankreich erleuchtete. Wie die emsige Biene von Blume zu Blume den jungfräulichen Honig sammelt und ihre Zelle damit anfüllt, so sammelte Walarich hier von den zahlreichen Ordensgenossen den Honig klösterlicher Vollkommenheit und bereicherte seine Seele mit neuen Gnaden und ewigen Verdiensten.

Kolumban übertrug ihm die Sorge für den Garten, und Gott bestätigte wunderbar, wie wohlgefällig Ihm dieser demütige Gärtner sei. Denn während seiner emsigen Arbeit umflatterte ihn beständig ein lustiges Korps geschwätziger Vögelein und setzte sich ihm auf Kopf und Schultern, um seine Liebkosungen zu empfangen; seine Gemüse gediehen vortrefflich, und der süße Wohlgeruch seiner Blumen begleitete ihn merkwürdiger Weise überall hin in die Klosterräume, welche er betrat. Kolumban freute sich herzlich über dessen anspruchslose Tätigkeit und sagte in prophetischem Geist zu ihm: „Walarich, du bist der wahre Vater und Obere dieses Klosters“; er aber schrieb dies Alles dem frommen Gebet der Mitbrüder zu.

Als nach einigen Jahren der König Theodorich den heiligen Kolumban aus dem Land verbannte und die Mönche aus dem Kloster fortjagte, gelang es wirklich der Klugheit und Anstrengung Walarich`s, die zerstreuten Mitbrüder in Luxeuil wieder zu sammeln, und er mußte ihr Abt sein, bis Eustasius, der Begleiter des hl. Kolumban, aus Italien zurück kehrte. Von diesem erbat er sich die Bewilligung, mit dem hl. Wandolen in verschiedenen Provinzen das Evangelium zu predigen. In der Picardie schenkte ihm König Clotar II. eine Klause mit einer Kapelle, von welcher aus er eine große Menge Heiden bekehrte. Bald sammelte sich eine Schar Jünger um ihn, mit denen er das sehr wohltätig wirkende Kloster Leuconous gründete und dadurch das Fundament zu der nach ihm benannten Stadt St. Valery legte.

Sein Eifer für die Ehre Gottes kannte keine Hindernisse, und seine Liebe zu den Mitmenschen scheute keine Opfer. Er fastete außerordentlich, arbeitete sehr streng und ruhte nur kurze Stunden auf einem Lager von Baumästen. Einst traf er am Wege ein häßliches Götzenbild und stieß es um; die Heiden sprangen mit geschwungenen Äxten und Keulen auf ihn los. Freundlich redete er sie an: „Wenn dieser Klotz da ein Gott ist, und der allein wahre Gott es zuläßt, daß ihr mich tötet, bin ich bereit, zu sterben.“ Die Angreifer waren wie gebannt, hörten seine Predigt an, glaubten an Jesus Christus und bauten dann an dieser Stelle ein Kirchlein.
Ein ander Mal kehrte er auf der Missionsreise, von Nässe und Kälte genötigt, bei einem Götzenpriester ein, um sich zu erwärmen. Eben war auch der Ortsvorsteher dort auf Besuch, und Beide erfrechten sich, unzüchtige Reden und schmutzige Verdächtigungen wider die Christen auszusprechen. Walarich`s Keuschheit konnte solches nicht ertragen, er verabschiedete sich mit den Worten: „Ihr Herren, habt Dank für die genossene Wärme; mein durchfrorener Leib hätte sie noch länger nötig, aber eure Reden zwingen mich in die Kälte hinaus; doch gebt Acht, Gott ist gerecht!“ Sogleich wurde der Priester an beiden Augen blind und den Vorsteher befielen gräßliche schmerzen im Unterleib. Voll Schrecken baten sie den Weggehenden um Hilfe; allein er kehrte nicht mehr zurück, weil er wußte, daß Gott durch diese Strafe die ganze Ortschaft erschüttern wollte.
Walarich verzehrte alle seine Kräfte im Dienst Gottes und starb 622 in Mitte seiner Brüder. Sein Grab wurde ein viel besuchter Wallfahrtsort und durch große Wunder verherrlicht.

Anmerkung: Im Jahre 1793 wurden seine heiligen Reliquien von den gottlosen Revolutionären verbrannt. (Auer, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes)

aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 244-245

Tags: Heilige

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