Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Du Vergier
Du Vergier (verger) de Hauranne, Jean, gewöhnlich St. Cyran genannt, Jansenist, * 1581 zu Bayonne, †10.10.1643 zu Paris; studierte zu Paris und Löwen bei den Jesuiten, war zuerst ihr Lobredner, dann ihr bitterster Feind; weilte 1611-1616 mit seinem Jugendfreund Jansenius dem Jüngeren auf seinem Landgut Cantipré. Du Vergier hielt sich von Gott dazu auserwählt, mit Jansenius die „im tiefsten Verfall befindliche Kirche, die nicht mehr die wahre Braut Christi sei“, zu reformieren. 1617 trat er in den Dienst des Bischofs von Pitiers, der ihn 1621 zum Kommendatarabt von St. Cyran ernannte. 1635 wurde er in Paris Beichtvater der Nonnen von Port Royal, die er zum Jansenismus verleitete. Sein Landsmann Vinzenz von Paul erkannte ihn bald als Sektierer, blieb aber mit ihm befreundet in der Hoffnung, ihn zu bekehren. Kardinal Richelieu ließ ihn 15.5.1638 wegen mehrfacher Klagen über seine Rechtgläubigkeit verhaften. Nach Richelieus Tod ward Du Vergier 16.2.1643, körperlich gebrochen, auf Betreiben seiner Anhänger entlassen. Der hl. Vinzenz bedauerte seinen Stolz, Bremond beurteilt ihn als krankhaften Menschen. Er war schwärmerisch und hochmütig, ehrgeizig und zu Überspanntheiten geneigt. Er wollte die altchristliche Kirchenzucht wieder einführen. In der Moral und Aszese vertrat er einen finsteren Rigorismus. Die Autorität und Hierarchie der Kirche suchte er durch ein demokratisches System zu ersetzen. – Schriften: Question royale (Par. 1609, anonym), worin er Selbstmord unter Umständen für erlaubt erklärt; La somme des fautes… de Fr. Garasse (3 Bde, ebd. 1626) Petrus Aurelius, de hierarchia eccl. (ebd. 1631 u.ö.; wahrscheinlich ganz oder zum Teil unter Du Vergier`s Einfluß von seinem Neffen Barcos verfaßt). Ausgabe seiner geistlichen Schriften, 4 Bde, Lyon 1679. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, Sp. 502 – Sp. 503