Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Byzantinismus
Byzantinismus, das im byzantinischen Reich ausgebildete despotische System, das in weltlichen, kirchlichen und selbst in Glaubenssachen sklavische Unterwürfigkeit unter die vergötterte Staatsgewalt forderte, eine Fortsetzung der antik-heidnischen Anschauung von Kaiser und Kaisertum, fand seinen klassischen Ausdruck in der Gesetzgebung Justinians (Cod. Just. 1. I, tit. 1/13), erreichte den Höhepunkt unter den Komnenen des 12. Jahrhunderts und dauerte bei den orientalischen Kirchen (Rußland, Griechenland, Balkanstaaten) bis in die Gegenwart fort. Verwandte Erscheinungen im Abendland sind der von Dante und dem Defensor pacis vertretene Cäsaropapismus (14.- 16. Jahrhunderts), das Territorialsystem der protestantischen Staatswesen (16. bis 18. Jahrhundert) und auf katholischer Seite der Gallikanismus und Josephinismus (17. u. 18. Jahrhundert). –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. II, 1931, Sp. 684