Blutbruderschaften

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Blutbruderschaften

Religiöse Genossenschaften vom kostbaren Blut – Blutbruderschaften

Die große Verehrungswürdigkeit des kostbaren Blutes rief in der Kirche einen scharf ausgeprägten und weit verbreiteten Kult desselben hervor.

1. Zunächst ist es die Kongregation der Missionare vom kostbaren Blut, welche sich dessen Verehrung zur besonderen Aufgabe machte. Ihr Stifter ist Kaspar del Buffalo, geb. zu Rom am 6. Januar 1786, gest. am 28. Dezember 1837. Schon als junger Priester ergab er sich ganz dem Werk der Volksmissionen und gründete zu diesem Zweck die genannte Kongregation der Säkular-Geistlichen. Anfangs hatte das Institut mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, bis der Papst 1821 im Kirchenstaat auf einmal fünf Häuser als ebenso viele geistliche Festungen gegen die furchtbare Schar von Banditen eröffnen ließ. Später verbreitete es sich in Italien, in Deutschland und besonders in Amerika. Der Generalsuperior der Kongregation hat seinen Sitz in Rom an der Kirche S. Maria in Trivio. Buffalo war Veranlassung, daß das festum pretiosissimi Sanguinis, das Fest des kostbaren Blutes Jesu Christi, das bisher fast nur in der genannten Kongregation gefeiert werden durfte, auf die ganze Kirche ausgedehnt wurde. Als nämlich Pius IX. in Gaeta war, riet er diesem, ein diesbezügliches Gelübde zu machen. Nicht ein Gelübde, aber ein „pium propositum“, sagte der heilige Vater; am Vorabend des Festes zogen dann die Franzosen als Befreier in Rom ein und am 10. August 1849 erschien das betreffende Dekret, durch welches das Fest sub ritu duplici secundae classis auf die ganze Kirche ausgedehnt und auf den ersten Sonntag im Juli festgesetzt wurde.

Neben dem Stifter ragen Joh. Merlini und Franz Sales Brunner hervor. Aufgaben: Volksmission, Exerzitien, Gymnasialunterricht, Seelsorgsaushilfe. Leitung: Generaloberer in Rom, auf Lebenszeit gewählt (…),Provinziale mit 4 Konsultoren. Kleidung: röm. Soutane mit schwarzem Zingulum, auf der linken Brustseite Missionskreuz an Messingkette um den Hals getragen. (Buchberger, Bd. 2, Sp 402)

2. Der von einem frommen Priester, Franz Albertini, am Anfang dieses Jahrhunderts zu Rom an der Kirche St. Nicolo in Carcere gegründete Verein zur Verehrung des bitteren Leidens und des kostbaren Blutes Jesu Christi wurde von Pius VII. im Jahre 1814 zur Erzbruderschaft vom kostbaren Blut erhoben und mit einem großen Schatz von Ablässen beschenkt.

3. Von Kaspar del Buffalo stammt auch der Plan zur Gründung der Kongregation der Adoratrici del divin Sangue; die Ausführung desselben überließ er Maria di Mattia. Diese Kongregation beschäftigt sich mit Unterricht der Jugend in den Elementargegenständen und weiblichen Arbeiten und leitet einige Anstalten im Gebiet des vormaligen Kirchenstaates.

4. Endlich ist noch der Ritterorden vom kostbaren Blut zu nennen. Vinzenz I., Herzog von Mantua, ein besonderer Verehrer des kostbaren Blutes, gründete denselben bei Gelegenheit der Vermählung seines Sohnes Franz mit Margaretha von Savoyen 1608 mit Genehmigung des Papstes Paul V. Wer diesem Orden beitrat, verpflichtete sich durch einen Eid, ein christliches Tugendleben zu führen, die katholische Religion, die Würde des Papstes und des Landesfürsten zu verteidigen. Das Abzeichen der Ritter ist eine goldene Kette mit einer Medaille, welche zwei Engel, einen Kelch mit drei Blutstropfen haltend, zeigt. –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 2, 1883, Sp. 932 – Sp. 933

Weitere religiöse Genossenschaften vom kostbaren Blut

5. Schwestern vom kostbaren Blut, gegründet 1833 von Anna Maria Brunner († 1836) und deren Sohn Franz Sales Brunner zu Ilanz (Kt. Graubünden); gutgeheißen durch den Bischof v. Chur. Dtsch. Mutterhaus Schellenberg (Liechtenstein), darin ewige (auch nächtliche) Anbetung; in Amerika Mutterhaus u. Noviziat Salem Heights b. Dayton (Erzdiözese Cincinnati). Aufgaben: Unterricht der Jugend in Schulen und Waisenhäusern; etwas Krankenpflege.

6. Kongregation der Töchter des kostbaren Blutes U. H. oder Schwestern der christlichen Liebe, Mutterhaus Koniungsbosch in Holland; 1862 in Sittard von Marie Spickermans gegründet; 12.7.1890 kirchlich bestätigt. Aufgabe: Jugendunterricht und weibliche Krankenpflege.

7. Augustinerinnen vom kostbaren Blut, 1823 zu Arras gegründet, bes. für Krankenpflege.

8. Zisterzienserinnen vom kostbaren Blut, 1653 als Zweig der Bernhardinerinnen entstanden, neu belebt durch

9. Missionsschwestern vom kostbaren Blut, 1885 von F. Pfanner in Mariannhill gegründet ursprünglich zur Unterstützung der Mariannhiller Missionare, entwickelten sich zunächst ganz in der afrikanischen Mission, errichteten in Kirchherten (Rhld.) ein Noviziat, mussten es 1891 nach Helden-Panningen (Holl.) verlegen, erbauten 1903 das Kloster Heilig Blut zu Aarle-Rixtel, das 1906 aus Anlass der päpstlichen Approbation zum Generalmutterhaus erhoben wurde… Die Konstitutionen wurden 1906 erstmals päpstlich approbiert, 1918 nach dem CIC umgearbeitet und neuerdings päpstlich bestätigt. Schwarzes Ordensgewand mit kreuz am roten Band.

10. Schwestern vom kostbaren Blut, einheimische chinesische Genossenschaft mit Mutterhaus Hongkong, 1861 gegründet.

Bruderschaften vom kostbaren Blut entstanden zahlreich, namentlich an Orten mit Blutreliquien, im Zusammenhang mit der seit dem Mittelalter aufblühenden besonderen Verehrung des kostbare Blutes, z. B. in Brügge 1311, Madrid 1565, Mergentheim, Ravenna, Rom,Valencia, Weingarten (1671 päpstl. bestätigt). Von Rom ging die heute verbreitetste Erzbruderschaft vom kostbaren Blut aus, von Kanonikus Franz Albertini († 1819 als Bischof v. Terracina) gemeinsam mit Kaspar del Buffalo 1808 gegründete als frommer Verein (s. unter Pkt. 2), 1809 Erzbruderschaft für die ganze Welt; dtsch. Sitz: Xaveriushaus Feldkirch; in ihr kam die sog. „Korone“ oder das „Rosenkränzlein vom kostbaren Blut“, auf, ein Gebet zu den 7 Blutvergießungen: Beschneidung, Todesangst, Geißelung, Dornenkrönung, Kreuzgang, Kreuzigung und Öffnung der hl. Seite. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. II, 1931, Sp. 402 – Sp. 404

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