Filioque

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Filioque

Filioque, der Zusatz der Lateiner zum nicäno-konstantinopolitanischen Symbolum. Durch gefälschte Akten schon einem persischen Provinzialkonzil zu Seleucia 410 zugeschrieben (Hefele II §117), in Wahrheit durch Augustin vorbereitet, wurde er zuerst in spanische private Glaubensformeln gegen die Priscillianer aufgenommen, Formeln, die später zu Unrecht dem Papst Damasus I. Und den Synoden von Toledo der Jahre 400, 447, 633 und 638 zugeschrieben wurden. Das spanische Unionskonzil mit den goten 589 zu Toledo bringt zum erstenMal den Text „ex Patre et Filio procedentem“ im Symbolum Constantinopolitanum, ohne sich bewußt zu sein, selbst den Zusatz gemacht zu haben. Unter lebhaftem Interess Karls des Großen kam er ins Frankenreich, wo er in der kaiserlichen Pfalzkapelle und bald allenthalben in der Messe gesungen wurde. 807 brachten fränkische Mönche des Ölbergklosters den Brauch nach Jerusalem, wo er den Widerspruch der Griechen erregte. Leo III. erklärte die Lehre für rechtgläubig: „Credimus Spiritum S. A Patre et filio aequaliter procedentem“, bat aber Karl d. Gr., den Zusatz nicht im liturgischen Symbolum zu singen, und stellte nach der Konferenz mit den kaiserlichen Gesandten in der Sakristei von St. Peter den Text ohne den Zusatz in griechisch-lateinischer Sprache am Petrusgrab auf Silbertafeln auf. Auf einem Conciliabulum zu Konstantinopel 867 warf Photius Rom vor, daß der Zusatz in abendländischen Kirchen gesungen wurde. Rom selbst aber scheint erst auf Bitten Heinrichs II. unter Benedikt VIII. († 1024) die Absingung des Zusatzes im Meßcredo eingeführt zu haben (Berno v. Reichenau). Die Griechen verwarfen das Filioque förmlich 879 und betrachten die Leugnung des Ausgangs vom Sohne als ein Hauptdogma des orientalischen Schismas. Allein der Zusatz ist in sich berechtigt; denn im dreifaltigen Gottesleben ist alles gemeinsam, außer dem Gegensatz des Ursprungs-Verhältnisses, und so ist auch dem Vater und Sohn das Hauchen des Hl. Geistes gemeinsam. Der Zusatz ist auch kein Verstoß gegen das 3. und 4. allgemeine Konzil, , die nur heterodoxe Zusätze verbieten; er ist vollkommen angemessen, um die Definition des Konzils v. 391 gegen Mißdeutung zu schützen. Die Unionskonzilien zu Lyon 1274 und Florenz 1439 verlangten von den Griechen die Anerkennung des Dogmas, nicht auch die Aufnahme des Zusatzes in das Symbolum. Die Bonner Konferenzen der Altkatholiken 1874 und 1875 mit russischen Theologen lehrten mit Johannes Damascenus den Ausgang des Geistes „a Patre per filium“, erklärten dies aber als theologische Meinung und verlangten die Streichung des Zusatzes.

aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, S. 1039-1040

Buch mit Kruzifix
Pippin
Buch mit Kruzifix
Investiturstreit

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Dionysius

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Dionysius Dionysius, hl., Papst 22. 7. 259-268; Grieche, vorher römischer Presbyter, stand als solcher in Sachen der Ketzertaufe mit Dionysius von Alexandria in brieflichem Verkehr (Eusebius, HE VII 5,6). Sein Pontifikat verlief unter Gallienus,…
Buch mit Kruzifix

Tyrrell

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Tyrrell Tyrrell, George, einer der hervorragendsten Theoretiker des Modernismus, * 6.2.1861 zu Dublin, † 15.7.1909 zu Storrington. I. Leben und Werke. Von Geburt Anglikaner, konvertierte Tyrrell 1879, wurde 1891 Jesuit, 1891 Priester und 1894…
Buch mit Kruzifix

Lessius

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Lessius Lessius (Ley), Leonhard, SJ (seit 1572), scholastischer Theologe, * 1.10.1554 zu Brecht bei antwerpen, lehrte 1574-1581 Philosophie in Douai, studierte 1583-1584 in Rom Theologie unter Suarez, lehrte 1585 bis 1600 Theologie am Jesuitenkolleg…
Buch mit Kruzifix

Spiritualen

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Spiritualen Spiritualen hießen jene Franziskaner, die im 1. Jahrhundert des Ordens das Beispiel des hl. Stifters und seiner Gefährten befolgten, besonders die Armut in der ersten Strenge hielten, ohne mit der Entwicklung des Ordens…
Buch mit Kruzifix

Cilicium

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Cilicium Cilicium, Vulg. Saccus u.c., ursprünglich (Gn. 37,34) ein Trauerzeug aus cilicischen (daher der Name) Ziegenhaaren, das bei den Juden nach dem „Zerreißen der Kleider“ innerhalb der vorgeschriebenen Trauerzeit sackartig über dem Untergewand hing…

Weitere Lexikon-Beiträge

Es wurden keine Ergebnisse gefunden, die deinen Suchkriterien entsprechen.