Die Ungewissheit der Todesstunde

Alfons von Liguori Gewissheit des Todes: Der Priester auf dem weg, einen Sterbenden zu versehen

Betrachtungen über die ewigen Wahrheiten

Fünfte Betrachtung: Die Ungewissheit der Todesstunde

“Seid bereit; denn der Menschensohn wird zu einer Stunde kommen, da ihr es nicht meinet. “(Luk. 12, 40)

Der heilige Alfons steht im Ordensgewand in seiner Stube, die Hände an der Briust gekreuzt und das Kruzifix haltend, der Bischofsstab ist angelehnt an den Tisch

Erster Punkt.

Es ist gewiss, dass wir alle sterben müssen; es ist aber ungewiss, wann wir sterben müssen. „Nichts ist gewisser“, sagt der Idiote, „als der Tod; nichts ist aber ungewisser als die Stunde des Todes.“ O mein Christ! Schon ist das Jahr, der Monat, der Tag, die Stunde, der Augenblick bestimmt, an welchem sowohl ich als auch du diese Welt verlassen werden, um in die Ewigkeit einzugehen; aber wir wissen nicht, wann diese Zeit eintreffen wird.

Damit wir stets hierauf vorbereitet seien, hält uns Jesus Christus diese Wahrheit auf verschiedene Weise vor Augen. Bald sagt Er, dass der Tod gleich wie ein Dieb in der Nacht und verborgen komme: Wie ein Dieb in der Nacht wird er kommen. (1. Thess. 5, 2) Bald ermahnt Er uns, zu wachen, da Er, wann wir am wenigsten daran denken, kommen werde, um uns zu richten: Zu einer Stunde, da ihr es nicht meinet, wird der Menschensohn kommen.

Der heilige Gregorius sagt, dass Gott zu unserem Besten uns die Todesstunde verberge, damit wir stets auf den Tod vorbereitet erfunden würden. Weil uns also der Tod zu jeder Zeit und an jedem Ort das Leben nehmen kann, so müssen wir, sagt der heilige Bernhard, wenn wir gut sterben und selig werden wollen, ihn zu jeder Zeit und an jedem Ort erwarten.

Jeder weiß, dass er sterben muss; das Übel besteht aber darin, dass viele den Tod für so fern halten, dass sie ihn aus dem Gesicht verlieren. Selbst die abgelebtesten Leute und die kränklichsten Personen schmeicheln sich immer noch, dass sie noch drei oder vier Jahre leben werden.

Aber ach, wie viele sterben auch in unseren Tagen eines jähen Todes! Der eine sitzend, der andere gehend, oder nachdem er sich gesund schlafen gelegt hat. Es ist gewiss, keiner von diesen glaubte, dass er so unversehens und an jenem Tag sterben würde, an welchem er wirklich gestorben ist. Ja keiner von allen, die in diesem Jahr in ihrem Bett gestorben und ins andere Leben hinübergegangen sind, bildete sich wohl ein, dass er in diesem Jahr sterben und seine Tage beschließen werde. Es gibt nur sehr wenige Todesfälle, welche nicht unerwartet kommen.

Wenn also, mein Christ! Der Teufel dich dadurch zur Sünde zu verleiten sucht, dass er zu dir sagt: Du kannst morgen deine Sünden schon beichten, so antworte ihm: Weiß ich es aber auch, ob heute nicht der letzte Tag meines Lebens ist? Wenn diese Stunde, wenn dieser Augenblick, da ich Gott den Rücken wende, der letzte für mich wäre, so hätte ich keine Zeit mehr, das Übel wieder gut zu machen; und ach, wie würde es mir dann die ganze Ewigkeit hindurch ergehen?

Wie vielen armen Sündern ist es nicht geschehen, dass in demselben Augenblick, da sie sich am Genuss irgendeiner vergifteten Speise weideten, der Tod sie ergriffen und in die Hölle gestürzt hat! Wie die Fische mit der Angel gefangen werden, so werden die Menschen zur Zeit des Unglücks gefangen. (Eccli. 9, 12) Die Zeit des Unglücks ist eigentlich jene, in welcher der Sünder seinen Gott wirklich beleidigt. Freilich wird der Teufel dir sagen, dass dir ein solches Unglück nicht widerfahren werde; da musst du ihm aber antworten: Was würde für die ganze Ewigkeit aus mir werden, wenn dies dennoch geschehen sollte?

Erster Punkt: Anmutungen und Bitten

O Herr! Der Ort, an dem ich mich in dieser Stunde befinden sollte, sollte nicht der sein, wo ich jetzt bin, sondern die Hölle, welche ich so oft durch meine Sünden verdient habe. Die Hölle ist mein Haus.

Aber der heilige Petrus flößt mir Trost ein, da er mir zuruft: Der Herr hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren gehe, sondern dass sich alle zur Buße wenden. (2. Petr. 3, 9) So hast Du denn so große Geduld mit mir gehabt und auf mich gewartet, weil Du nicht wolltest, dass ich verloren gehe, sondern zu Dir zurückkehre. Ja, mein Gott, ich kehre zu Dir zurück, ich werfe mich Dir zu Füßen und rufe Dich um Barmherzigkeit an. Erbarme Dich meiner, o Gott, nach deiner großen Barmherzigkeit! (Ps. 50, 1)

O Herr, um mir zu verzeihen, bedarfst einer großen, einer außerordentlichen Barmherzigkeit, weil ich Dich, trotz der großen Erkenntnis, die Du mir verliehen, dennoch beleidigt habe. Andere Sünder haben Dich freilich auch beleidigt; aber sie hatten nicht das Licht, das Du mir verliehen hast. Des ungeachtet befiehlst Du mir, dass ich meine Sünden bereuen und vollkommene Verzeihung von Dir hoffen solle. Ja, mein geliebter Heiland, es schmerzt mich von ganzem Herzen, dass ich Dich beleidigt habe, und ich hoffe, Verzeihung von Dir zu erlangen, um der Verdienste deines bitteren Leidens willen. Du, o mein Jesus, hast ungeachtet deiner Unschuld gleichwie ein Verbrecher am Kreuz sterben und dein Blut vergießen wollen, um meine Sünden darin abzuwaschen.

O Blut des Unschuldigen, wasche rein die Schulden des Büßenden. O ewiger Vater, verzeihe mir aus Liebe zu Jesus Christus! Vernimm seine Bitten, die Er jetzt an Dich richtet, da Er das Amt meines Fürsprechers ausübt! Aber Verzeihung genügt mir nicht, o Gott, der Du eine unendliche Liebe verdienst; ich verlange auch noch die Gnade, Dich zu lieben. Ich liebe Dich, o höchstes Gut! Ich bringe Dir von heute an meinen Leib, meine Seele, meinen Willen und meine Freiheit zum Opfer dar; von heute an will ich mich nicht nur hüten, Dich schwer zu beleidigen, nein, sogar die kleinsten Fehler will ich vermeiden, und will sorgfältig darauf bedacht sein, alle bösen Gelegenheiten zu fliehen.

Führe uns nicht in Versuchung! Bewahre mich aus Liebe zu Jesus Christus vor jenen Gelegenheiten, in welchen ich Dich beleidigen würde! Sondern erlöse uns von dem Übel! Wenn Du mich nur von der Sünde befreist, so mögest Du mich bestrafen, wie es Dir wohl gefällt. Ich nehme alle Krankheiten, alle Schmerzen, alle Verluste an, die Du über mich verhängst, wenn ich nur deine Gnade und deine Liebe bewahre. Bittet, und ihr werdet empfangen. Du versprichst, alles zu geben, um was ich Dich bitte: Bittet, und ihr werdet empfangen. Siehe, ich bitte Dich um diese zwei Gnaden: um die heilige Beharrlichkeit und um die Gnade, Dich zu lieben. –

O Maria, Mutter der Barmherzigkeit, bitte für mich; denn auf Dich setze ich mein Vertrauen.

Zweiter Punkt.

Gott will nicht, dass wir verloren gehen, und deshalb lässt Er nicht ab, uns durch Androhung von Strafen zu ermahnen, dass wir unser Leben ändern möchten: Wenn ihr euch nicht bekehrt, wird Er sein Schwert zücken. (Ps. 7, 13) Seht, sagt Er an einem anderen Ort, wie viele, weil sie mit der Sünde kein Ende machen wollten, sind plötzlich gestorben, da sie am wenigsten daran dachten, und ruhig in der Meinung dahin lebten, dass sie noch viele Jahre zu leben hätten! Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! Da wird sie plötzlich das Verderben überfallen. (1. Thess. 5, 3)

Anderswo sagt Jesus: Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auf gleiche Weise zu Grunde gehen. (Luk. 13, 3) Weshalb sagt uns der Herr wohl zu so wiederholten Malen, dass Er uns züchtigen werde, ehe Er die Strafe selbst über uns verhängt? Nur deshalb, weil Er will, dass wir uns bessern und auf solche Weise einem bösen Tode entgehen. „Wer dir zuruft: Nimm dich in Acht! Hat nicht die Absicht, dich umzubringen“, sagt der heilige Augustin.

Es ist also notwendig, dass man seine Rechnungen in Ordnung bringe, bevor der Tag kommt, an welchem man Rechenschaft ablegen muss. O mein Christ! Wenn du heute noch vor Einbruch der Nacht sterben müsstest, und es sich um die Entscheidung über dein ewiges Leben handelte, sage mir, hättest du deine Rechnungen wohl in Ordnung? O was würdest du darum geben, um von dem Herrn noch einen Aufschub von einem Jahr, von einem Monat oder wenigstens von einem Tage zu erlangen? Aber warum bringst du denn jetzt, da Gott dir noch diese Frist verleiht, dein Gewissen nicht in Ordnung? Ist es etwa unmöglich, dass dieser Tag der letzte deines Lebens sei?

Säume nicht, dich zu dem Herrn zu bekehren, und verschieb es nicht von einem Tage zum andern; denn plötzlich kommt sein Zorn und wird zur Zeit der Rache dich verderben. (Eccli. 5, 9) Um aber selig zu werden, mein Christ, musst Du die Sünde lassen. Warum willst du ihr aber nicht jetzt entsagen, da du sie doch einmal verlassen musst? Fragt der heilige Augustin. Wartest du etwa, bis der Tod kommt? Aber die Zeit des Todes ist für die Verstockten nicht eine Zeit der Verzeihung, sondern eine Zeit der Rache: Er wird zur Zeit der Rache dich verderben.

Ist dir jemand eine große Summe Geldes schuldig, so stellst du dich durch eine Schuldverschreibung sicher und sagst: Wer weiß, was geschehen kann? Warum wendest du dieselbe Vorsicht nicht für deine Seele an, die doch weit wichtiger ist als eine Summe Geldes? Warum sagst du nicht ebenfalls: Wer weiß, was geschehen kann? Verlierst du jene Summe, so hast du noch nicht alles verloren; ja solltest du sogar dein ganzes Vermögen verlieren, so bleibt dir doch noch die Hoffnung, es wieder zu erlangen.

Aber wenn du beim Tode deine Seele verlierst, so hast du wahrhaft alles verloren, und es bleibt für dich keine Hoffnung mehr, sie jemals wieder zu erlangen. Du bist immer so sorgfältig darauf bedacht, dir alles, was du besitzest, aufzuzeichnen, aus Furcht, es möchte sich, falls ein unerwarteter Tod dich überraschte, irgendetwas verlieren; aber wenn du wirklich plötzlich sterben solltest, und du befändest dich in der Ungnade Gottes, ach! was wird dann für die ganze Ewigkeit aus deiner armen Seele werden?

Zweiter Punkt: Anmutungen und Bitten

O mein Erlöser! Du hast all dein Blut vergossen, Du hast dein Leben hingegeben, um meine Seele zu retten; und ich habe sie so oft in der Hoffnung auf deine Barmherzigkeit wieder verloren. Ach! Wozu habe ich so oft deine Barmherzigkeit missbraucht?

Um Dich noch mehr zu beleidigen. Schon deshalb hätte ich verdient, eines jähen Todes zu sterben und in die Hölle hinabgestoßen zu werden. Ah, ich habe mit Dir gewetteifert; Du, indem Du Barmherzigkeit an mir übtest, und ich, indem ich Dich beleidigte; Du, indem Du mir nachgegangen, ich, da ich vor Dir geflohen; Du, indem Du mir Zeit gabest, um das Übel wieder gut zu machen; ich, indem ich mich deiner Barmherzigkeit bediente, um Unbilden auf Unbilden zu häufen.

O mein Gott! Lasse mich doch erkennen, welch großes Unrecht ich Dir zugefügt habe, und wie sehr ich verpflichtet bin, Dich zu lieben!

O mein Jesus! Wie konnte ich Dir so wert sein, dass Du mir so lange nachgegangen bist, während ich Dich immer wieder von mir stieß? Wie hast Du demjenigen so viele Gnaden erweisen können, der Dir so viele Beleidigungen zugefügt hat? Aus all diesem erkenne ich, wie sehr Du verlangst, dass ich nicht verloren gehe. Ich bereue es von ganzem Herzen, Dich beleidigt zu haben, o unendliche Güte! Ach, nimm dies undankbare Schäflein wieder auf, das reuevoll zu deinen Füßen zurückkehrt; nimm es auf und lade es auf deine Schultern, damit es nie wieder von Dir fliehe!

Nein, ich will nie wieder von Dir fliehen; ich will Dich lieben, ich will Dir angehören; und wenn ich nur dein bin, so nehme ich bereitwillig jede Strafe an, die Du über mich verhängst. Ach, könnte es eine größere Strafe für mich geben, als deiner Gnade beraubt, von Dir getrennt zu leben, da Du mein Gott bist, der Du mich erschaffen hast, der Du für mich gestorben bist? O verwünschte Sünden, was habt ihr getan! Ihr seid schuld daran gewesen, dass ich meinem Heiland, der mich so innig liebte, missfallen habe.

O mein Jesus, gleichwie Du für mich gestorben bist, so sollte auch ich für Dich sterben; Du bist aus Liebe gestorben, ich sollte aus Schmerz darüber sterben, Dich verachtet zu haben. Ich nehme den Tod an, wie und wann es Dir gefällt; aber bis jetzt habe ich Dich noch nicht geliebt, oder ich habe Dich allzu wenig geliebt;in einem solchen Zustand will ich nicht sterben.

Gewähre Du mir noch eine kurze Lebenszeit, damit ich Dich liebe, bevor ich sterbe; wandle deshalb mein Herz um, verwunde es, entflamme es mit deiner heiligen Liebe! Bewirke dies durch jene unendliche Liebe, die Dich dazu gebracht hat, für mich zu sterben! Ich liebe Dich von ganzer Seele. Meine Seele ist ganz hingerissen von Liebe zu Dir. Lasse nicht zu, dass sie Dich jemals wieder verliere! Verleihe mir die Gnade der Beharrlichkeit, verleihe mir deine Liebe! –

O allerseligste Jungfrau Maria, meine Zuflucht und meine Mutter, sei meine Fürsprecherin!

Dritter Punkt.

Seid bereit! Der Herr sagt nicht, dass wir uns vorbereiten sollen, wenn der Tod kommt, sondern dass wir alsdann schon bereit sein sollen. Wenn der Tod kommt, dann wird es uns bei dem Sturm und bei der Verwirrung, die ihn begleiten, beinahe unmöglich sein, ein beunruhigendes Gewissen in Ordnung zu bringen.

Schon die Vernunft sagt dies, aber auch Gott sagt drohend, dass Er alsdann nicht komme, um zu verzeihen, sondern um Rache zu üben wegen der Verachtung, mit der wir seine Gnaden vergolten haben: Mein ist die Rache; Ich will vergelten. (Röm. 12, 19) Es wird eine gerechte Strafe für jenen sein, sagt der heilige Augustin, der, da er sich retten konnte, dieses nicht tun wollte, dass er es dann nicht vermag, wann er es gerne wollte.

Aber, möchte jemand einwenden: Wer weiß, ob ich mich nicht vielleicht dann noch bekehre und selig werde? Sage mir aber doch, mein Christ! Möchtest du dich in einen Brunnen stürzen und sagen: Wer weiß, es kann geschehen, dass ich, wenn ich mich hineinstürze, am Leben bleibe und nicht sterbe? O Gott, was ist dies! Ach wie sehr verblendet die Sünde den Geist, dass sie ihn selbst um die Vernunft bringt! Wenn es sich um den Leib handelt, so sprechen die Menschen wie Weise, handelt es sich aber um die Seele, so reden sie wie Narren.

Wer weiß, mein Christ, ob diese Worte, die du jetzt liest, nicht die letzte Mahnung sind, die Gott dir zuschickt? Bereiten wir uns also eilig zum Tode vor, damit derselbe nicht unversehens über uns komme! Gott, sagt der heilige Augustin, verbirgt uns den letzten Tag unseres Lebens, damit wir an jedem Tag zum Sterben bereit seien. Der heilige Paulus ermahnt uns, nicht nur mit Furcht, sondern auch mit Zittern darauf bedacht zu sein, uns zu retten: Wirket euer Heil mit Furcht und Zittern. (Phil. 2, 12)

Der heilige Antonin erzählt, dass ein gewisser König von Sizilien jemandem einen Begriff von der Furcht geben wollte, mit welcher er auf seinem Thron sitze. Er ließ ihn deshalb an einer Tafel nieder sitzen, wo sich ein an einem dünnen Faden hängendes Schwert über seinem Haupt befand. Dieser aber vermochte keinen Bissen Speise zu sich nehmen. Ach, wir alle befinden uns in derselben Gefahr, da jeden Augenblick das Schwert des Todes, von dem unsere ewige Seligkeit abhängt, auf uns herabfallen kann.

Es handelt sich um eine Ewigkeit! Wenn der Baum fällt, nach Süden oder Norden, so bleibt er auf dem Ort, wohin er gefallen ist, liegen. (Eccli. 11, 3) Befinden wir uns bei der Ankunft des Todes im Stande der Gnade Gottes, o wie fröhlich wird unsere Seele sein, wenn sie ausrufen kann: Ich bin in Sicherheit, ich kann Gott nicht mehr verlieren, ich werde in Ewigkeit glückselig sein! Findet aber der Tod die Seele im Stande der Sünde, ach wie verzweiflungsvoll wird sie ausrufen: Ergo erravimus, so habe ich mich also geirrt! Und ach, es gibt gegen meinen Irrtum in alle Ewigkeit kein Mittel mehr!

Diese Furcht vor der Ewigkeit ließ den ehrwürdigen P. Avila, den Apostel von Spanien, als man ihm seinen Tod ankündigte, ausrufen: „Ach, hätte ich doch noch ein wenig Zeit, um mich zum Tode vorzubereiten!“ Ebenso sprach der Abt Agatho, obgleich er nach so vieljähriger strenger Buße starb: „O was wird wohl aus mir werden? Ach, wer kennt die Urteile Gottes!“ Auch der heilige Arsenius zitterte bei seinem Tode, und als ihn seine Schüler fragten, weshalb er so heftig zittere, antwortete er: „Diese Furcht, meine Kinder, ist für mich nichts Neues; ich habe sie mein ganzes Leben hindurch gehabt.“

Aber noch heftiger zitterte der fromme Job, da er sprach: Was täte ich, wenn sich Gott erhöbe zum Gericht? Und wenn Er fragte, was sollte ich Ihm antworten? (Job 31, 14)

Dritter Punkt: Anmutungen und Bitten

O mein Gott, wo hätte ich jemals einen Freund gefunden, der mich mehr geliebt hätte als Du? Und ach, wen habe ich jemals mehr verachtet und beleidigt, als eben Dich! O Blut, o Wunden Jesu Christi, ihr seid meine Hoffnung! Ewiger Vater, blicke nicht auf meine Sünden, nein, blicke auf die Wunden Jesu Christi; blicke deinen geliebten Sohn an, der aus Liebe zu mir vor Schmerzen stirbt und Dich um Verzeihung für mich bittet! Es reuet mich, o mein Schöpfer, Dich beleidigt zu haben; es schmerzt mich dies mehr als jedes andere Übel. Du hast mich in diese Welt gesetzt, damit ich Dich liebe; und ich habe gelebt, als ob Du mich nur dazu erschaffen hättest, Dich zu beleidigen.

Vergib mir aus Liebe zu Jesus Christus und verleihe mir die Gnade, Dich zu lieben! Früher habe ich mich deinem Willen widersetzt; aber jetzt will ich Dir nicht länger widerstehen; nein, ich will alles tun, was Du von mir verlangst. Du befiehlst mir, die Dir zugefügten Beleidigungen zu verabscheuen; siehe, ich verabscheue sie von ganzem herzen. Du befiehlst mir, dass ich mich entschließe, Dich nie wieder zu beleidigen; siehe, ich bin fest entschlossen, tausendmal eher das Leben als deine Gnade zu verlieren. Du befiehlst mir, Dich von ganzem Herzen zu lieben; siehe, ich liebe Dich von ganzem Herzen und will nichts anderes lieben als Dich allein; Du sollst von heute an der einzige Gegenstand meiner Liebe sein.

Ich flehe zu Dir um die Gnade der Beharrlichkeit, die ich fest von Dir hoffe. Bewirke, o mein Gott, dass ich Dir getreu bleibe aus Liebe zu Jesus, und dass ich Dir stets mit dem heiligen Bonaventura zurufen könne: „Einer ist mein geliebter; Einer ist meine Liebe!“ Nein, ich will nicht, dass Leben mir je wieder dazu diene, Dir zu missfallen; ich will, dass es mir nur dazu diene, Dir zu missfallen; ich will, dass es mir nur dazu diene, die Dir zugefügten Beleidigungen zu beweinen und Dich zu lieben. –

O Maria, meine Mutter, Du bittest für alle, die sich Dir empfehlen, bitte bei Jesus für mich! –
aus: Alphons Maria von Liguori, Vorbereitung zum Tode oder Betrachtungen über die ewigen Wahrheiten, 1891, S. 38 – S. 48

siehe auch den Beitrag auf katholischglauben.online:

Bildquellen

  • Bitschnau Hl Alfons Von Liguori: © https://katholischglauben.info
  • Messbuch Versehgang: © https://katholischglauben.info

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