Circumcellionen

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Circumcellionen

Circumcellionen, 1) schwarmgeistige Rotten von Bauern im westlichen Afrika, namentlich Numidien, seit ca. 321 (bes. 340 – 50), wegen ihres Umherschweifens um die Hütten (circum cellas) von den Katholiken so bezeichnet (Augustinus, Contra Gaudent. I 28, 32); sie selbst nannten sich agonistici (=Kämpfer), Soldaten Christi, Heilige. Die Bewegung hatte ursprünglich einen sozial-revolutionären Charakter und wandte sich gegen die reichen Grundbesitzer, verband sich aber bald mit den schismatischen Donatisten. Die Circumcellionen durchzogen mit Knütteln bewaffnet und unter dem Kampfruf (Deo laudes) das Land, verübten viele Gewalttaten und suchten in ihrem Fanatismus sogar gewaltsamen Tod durch Selbstmord. Als Führer werden Axido und Fasir genannt. Es gab noch am Anfang des 5. Jahrhunderts Circumcellionen.

2) Circumcellionen nennt der Chronist Albert v. Stade (MG Script. XVI 371ff) auch eine kurzlebige religiös-politische Sekte in Schwäbisch-Hall, die um 1248 für den gebannten Kaiser Friedrich II und seinen Sohn Konrad fanatisch Partei ergriff und den Papst, die Bischöfe und Mönche als häretisch befehdete. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. II, 1931, Sp. 970

Circumcellionen, (fälschlich Circellionen, siehe Du Cange s. v.), Name für umher schweifende Mönche oder Kleriker (qui circum cellas vagantur, S. Aug. in Ps. 132). Den Namen erhielten insbesondere 1. im 4. Jahrhundert fanatische Parteigänger der Donatisten in Afrika; 2. im 13. Jahrhundert Häretiker, welche als Anhänger des Kaisers Friedrich II. in Schwaben auftauchten… Nur der Kaiser und sein Sohn Konrad seien gerecht; der Papst, die Bischöfe und die Mönche aber seien Häretiker und Prediger der Lüge; der Klerus sei wegen seiner Sünden unfähig geworden, Messe zu lesen und zu absolvieren; des Papstes Bann und Interdikt seien wirkungslos; sie aber brächten wahren Ablass, der von Gott selbst durch ihren Orden gespendet werde. Die Sekte fand aber bei den Bürgern und selbst bei den königlichen Dienstleuten so schlimme Aufnahme, daß ihr Beschützer Konrad, einem Flüchtling gleich, sein Herzogtum Schwaben verlassen und nach Bayern sich zurück ziehen musste. –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 3, 1893, Sp. 367 – Sp. 368

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