Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Bollandisten
Bollandisten, Bollandus, Jean, SJ (seit 1612), Hagiograph, * 13.8.1596 zu Julémont (bei Lüttich), † 12.6.1665 zu Antwerpen; überall gefeiert, in regem Verkehr mit fast allen Gelehrten seiner Zeit, von scharfem Verstand und erstaunlichem Gedächtnis; 1630 von seinen Ordensoberen mit der Herausgabe des Riesenwerkes Acta Sanctorum betraut. Bollandus veröffentlichte außerdem verschiedene kleinere Werke, gab auch Veranlassung und Plan zu der übereilten, innerhalb 8 Monaten fertig gestellten Imago primi saeculi Soc. Jesu (antwerpen 1640), aus der die Feinde des Ordens, besonders die Jansenisten, manche Waffe schmiedeten.
Nach ihm als dem Begründer und ersten Herausgeber werden die Herausgeber (SJ) der Acta Sanctorum Bollandisten genannt. Der Plan dazu wurde 1603 von Heribert Rosweyde entworfen, von Bollandus erweitert und zur Ausführung gebracht. Danach sollte das Leben aller Heiligen exakt und kritisch nach zuverlässigsten Quellen beschrieben, die Quellen auf ihren Wert genau untersucht und alle selbst eingesehen werden. Alle Ordensgenerale in Rom gaben den beiden ersten Mitarbeitern Gottfried Henschen und Daniel Papebroch Schreiben an die Klöster mit. So wurden im Laufe der Zeit fast alle Archive und Bibliotheken durchsucht. In Antwerpen legte man ein eigenes Museum für das immer wachsende Material an und bildete neue Ordensmitglieder für die Arbeit heran. Die ersten 2 Folio-Bände (Monat Januar) erschienen Antwerpen 1643. Bis zur Aufhebung des Ordens 1773 waren 50 Bände (bis 7. Oktober reichend) erschienen. Nach verschiedenen Wechselfällen, in denen auch das gesammelte Material zerstreut worden war, wurde 1837 die Arbeit von den Jesuiten zu Brüssel wieder aufgenommen, wobei auch die 3 nach 1773 erschienenen, von ehemaligen Jesuiten, von Prämonstratensern in Tongerloo und anderen besorgten Bände neu bearbeitet wurden. Das Werk reicht jetzt (1930) bis zum 10. November; 1925 erschien der 4. November-Band (64.)… Die Acta SS, die auch mancherlei Angriffen ausgesetzt waren, sind nicht bloß für die Geschichte der Heiligen, sondern auch für Kirchengeschichte, Archäologie u.a. von unschätzbarem Wert.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. II, 1931, S. 531-532