Christus ist König und Richter

Das allgemeine Gericht: Jesus Christus, der Richter über die ganze Menschheit im jüngsten Gericht

Dienstag in der Woche vor Pfingsten

Christus ist König und Richter

1. „Vater, verherrliche Deinen Sohn. Ihm hast Du ja die Macht über alle Menschen gegeben.“ (Joh. 17, 1 u. 2; Evangelium der Vigil von Christi Himmelfahrt). Der Vater hat Jesu Gebet erhört und Ihn in der Himmelfahrt verherrlicht, d. i. Ihn zum Herrn über alles Geschaffene bestellt. „Setze Dich zu Meiner Rechten.“ Nun nimmt Er an der Herrlichkeit, am Herrschertum des Vaters teil. Ihm ist „alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“ (Matth. 28, 18). Die Gewalt zu herrschen und die Gewalt zu richten.

Die Gewalt zu herrschen.

2. Hinter der Milde des Evangeliums steht greifbar die königliche Macht des Gesetzgebers. Christus führt nicht erbauliche Reden. Er gibt Gesetze. Gesetze, die Er mit der Sanktion ewiger Seligkeit oder ewiger Unseligkeit umgibt. „Predigt das Evangelium allen Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Evangelium).

Gesetze, vor denen es kein Ansehen der Person, keine privilegierte und keine Benachteiligte gibt, sondern nur Gerechte und Sünder. Gesetze, über die niemand, selbst die Kirche nicht, befinden kann, sondern denen sich nur jedermann in Ehrfurcht und Demut zu beugen hat. Gesetze, über die kein irdischer Gesetzgeber, kein Parlament, kein König, kein Minister, keine Wissenschaft sich ungestraft hinwegsetzen darf. Gesetze, die Er im Evangelium und durch Seine unfehlbare Kirche der Welt kundtut, so dass niemand sich mit Unkenntnis entschuldigen kann, am wenigsten die Kinder der Kirche.

„Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.“ Die Gewalt auch über mich; über meinen Geist, über mein Herz, über meinen Willen, über mein Tun und Lassen. Freudig bejahe ich Seine Herrschaft über mich, Sein Gebot, Sein Gesetz!

Die Gewalt zu richten.

„Der Vater richtet niemand. Er hat alles Gericht dem Sohn übergeben“ (Joh. 5, 22). Alles Gericht! Die vielen offensichtlichen Strafgerichte über die Menschheit, über die verschiedenen Völker und Staate, über die einzelnen, über die in die Irre gegangene Wissenschaft, über die Kulturgötzen der wechselnden Zeiten und Moden, von denen die Geschichte der Menschheit erzählt! „Er hat alles Gericht dem Sohn übertragen, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“ (Joh. 5, 22)

Vor Ihm, dem Richter der Lebendigen und der Toten, hat sich jede Menschenseele zu stellen, kaum dass sie im Tod den Körper abgestreift hat. Vor Ih hat sie sich zu verantworten: vor dem, der auch als Mensch um alle ihre geheimsten Gedanken und Absichten wusste und weiß, und alle ihre Werke kennt, die guten und die nicht guten. Vor Ihm, dessen Richterspruch über die Ewigkeit entscheidet. Vor Ihm, dem Weltenrichter, werden sie einst alle erscheinen müssen. Er wird sie voneinander scheiden, wie der gute Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.“ „Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen“ (Luk. 21, 33).

3. Jesus, der Gekreuzigte, der von dem Hohen Rat Gerichtete, von den Menschen Verworfene, ist der König, Herr und Richter der Welten. Ihm werden sich beugen, die im Himmel und die auf der Erde und die unter der Erde sind. Alle, auch die heute Ihn abtun und verwerfen, werden erkennen und bekennen müssen: „Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh. 14, 6). Er wird unfehlbar sicher triumphieren und alle zum Schweigen bringen.

Wie werden wir dann froh sein, dass wir Ihm gelebt haben! Wie werden wir glücklich sein, wenn Er zu uns sagen wird: „Wohlan, du guter und getreuer Knecht. Du bist über weniges treu gewesen, darum will ich dich über vieles setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn“ (Matth. 25, 23). Wie werden wir froh sein, dass wir hier auf Erden nach Jesu Lehre und Beispiel gelebt, die Armut, das Kleinsein geliebt, das Kreuz umfangen, der Welt und ihren Grundsätzen entsagt haben! Wenn wir den Urteilsspruch hören dürfen: „Kommt, ihr Gesegneten Meines Vaters, und nehmt das Reich in Besitz, das euch von Anbeginn der Welt bereitet ist“ (Matth. 25, 34).

Jesus, unser Heiland und Erlöser, als Herr und Richter zur Rechten des Vaters erhöht. Er kann und wird uns nicht Erlöser sein, wenn wir uns Seinem Gebot nicht unterwerfen wollten. Je mehr wir uns Ihm in liebendem Gehorsam beugen, um so mehr werden wir erfahren, dass Er uns Erlöser ist.

Jesus, unser König und Herr! Wir huldigen Ihm mit unserem Glauben. Möge wir die Wahrheiten des Glaubens, die Er uns verkündigt, auch nicht einsehen: wir beugen unseren Geist dem Wort, das Er gesprochen. Wir huldigen mit unserem Willen und erfüllen in Treue und Gehorsam Sein Gebot. Wir huldigen mit unserer Liebe. Unsere Liebe will Er haben. Nicht einen kalten, nur auferzwungenen Dienst, den Dienst des Sklaven, sondern den Dienst der freudigen, freien heiligen Liebe. Sein Gebot fürchten ist gut. Aber es lieben ist besser. Wir huldigen mit unserem Leben. Was immer uns im täglichen Leben als Arbeit, Pflicht, Aufgabe, Beruf entgegenkommt, ist uns eine Erscheinung des Herrn, eine Kundgebung Seines Gebotes und Gesetzes.

Wir antworten mit einem aufrichtigen: Wie du willst! Aus Liebe zu Dir!

Gebet

Allmächtiger, ewiger Gott, gib, dass wir mit unserem Willen Dir stets ergeben sind und mit lauterem Herzen Deiner Majestät dienen. Durch Christus unsern Herrn. Amen.

aus: Benedikt Baur OSB, Werde Licht, Liturgische Betrachtungen an den Sonn- und Wochentagen des Kirchenjahres, II. Teil Osterfestkreis, 1937, S. 419 – S. 422

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