Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Pange lingua
Pange lingua gloriosi corporis mysterium, gehaltvoller und formvollendeter Hymnus, wohl 1263 vom hl. Thomas v. Aquin zu Orvieto verfaßt, würdiges Gegenstück zur Sequenz Lauda Sion. Aufbau und Anfangsvers dieses Feierliedes auf das eucharistische „Gedächtnis des Leidens des Herrn“ sind entlehnt dem Kreuzeshymnus Pange lingua gloriosi proelium certaminis. Mit seinem Blick auf die 1. eucharistische Banedmahls-Feier ist dieser Hymnus fein abgestimmter Vesper-Hymnus der römischen Liturgie an Fronleichnam, überdies, wie am Gründonnerstag, Prozessions-Hymnus. Besonders berühmt sind die beiden Schlußstrophen Tantum ergo und Genitori genitoque, die seit dem 14. Jahrhundert die Anbetungshymne beim sakramentalen Segen bilden.
Pange lingua gloriosi proelium (lauream) certaminis, Kreuzeshymnus des Venantius Fortunatus (die Verfasserschaft des Claudianus Mamertus ist durch die Überlieferungs-Geschichte ausgeschlossen) mit 10 Strophen von je 3 langzeiligen Versen aus 3 trochäischen Tetrametern, verfaßt wohl um 569 anläßlich der Schenkung einer Kreuzpartikel durch Kaiser Justinus II. an die hl. Radegundis in Poitiers (vgl. Gregor v. Tours, Hist. Franc. X 40). Der Hymnus hat rasch und kraftvoll schreitenden Rhythmus, tiefe, bildhafte Gedanken und zarte Stimmung. Vom 9./10. Jahrhundert an wurde er allmählich ständiges Kleinod im benediktinischen und römischen Stundengebet der Passionszeit, der beiden Kreuzfeste und namentlich bei der liturgischen Kreuzverehrung des Karfreitags; hierfür ist er auch im Lateran-Ritus um 1140 bezeugt durch Bernardi. Die echte alte Textgestalt wurde unter Urban VIII. erheblich verändert, unter Pius X. für das römische Graduale zurück gewonnen. Die voll klingenden packenden Anfangsworte kehren in ca. 100 späteren Hymnen wieder.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VII, 1935, S. 915-916