Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Alarich
Alarich („ganz mächtig“), Westgotenkönige:
Alarich I., * um 370 auf der Insel Peuke in der Donaumündung aus dem Geschlecht der Balthen, kam um um 376 in das römische Reich, befehligte 394 die gotische Vorhut im Heer des Theodosius gegen den Gegenkaiser Eugenius, löste nach des Theodosius Tod den Bund der Westgoten mit Rom, wurde zum Herzog gewählt (aus dem Herzogtum entwickelte sich bald das Königtum), bedrohte 395 Konstantinopel, eroberte Griechenland, schloß aber einen vertrag mit Stilicho. 401-403 zog er nach Italien, wurde 403 bei Verona von Stilicho besiegt und als Bundesgenosse für das oströmische Reich verpflichtet. Nach Stilichos Sturz und Hinrichtung rückte Alarich 408 abermals in Italien ein, brach eine zweimalige Belagerung Roms (408 und 409) auf Verhandlungen hin ab, eroberte aber Rom 24.8.410 und ließ es 3 Tage plündern mit Schonung des Lebens der Bewohner und Wahrung des Asylrechts bezeichneter Kirchen. Den Plan, nach Afrika überzusetzen, vereitelte sein Tod (Ende 410). Begraben bei Consentia (Cosenza) am Basentus (Busento). Als kraftvolle, sympathische Heldengestalt vom Volk gefeiert.
Alarich II., Sohn des westgotischen (arianischen) Königs Eurich und seiner Gattin Ragnahild, gelangte 28.12.484 zur Regierung, kam den Katholiken seines tolosanischen Reiches entgegen. Zwar wurden, da sich unter ihnen Sympathien für den Gegner des Reiches, den katholischen Frankenkönig Chlodwig, zeigten, mehrere Bischöfe (Cäsarius von Arles, Volusianus und Verus von Tours u.a.) politisch verdächtigt, eingekerkert oder verbannt, aber bald wieder zurück gerufen. September 506 fand mit seiner Erlaubnis die Synode von Agde statt. Alarich erließ am 2.2.506 die Lex Romana Visigothorum, auch Breviarium Alaricianum genannt, ein Rechtsbuch, hergestellt von einer Kommission von Juristen (Geistlichen und Laien) durch Exzerpierung römischer Rechtsquellen, namentlich des Codex Theodosianus, für die römische Bevölkerung des westgotischen Reiches und mit einer interpretatio versehen, das später, mehrfach überarbeitet und so „der römische Quellenkreis Frankreichs“ überhaupt geworden ist, auch wahrscheinlich von Karl dem Großen formell rezipiert wurde. Eine schwache, kraftlose Natur, erlag Alarich Grühjahr 507 auf dem vogladensischen Feld bei Poitiers dem Frankenkönig Chlodwig und wurde angeblich von ihm mit eigener Hand erschlagen. Dadurch ging Gallien dem westgotischen reich verloren, nur geringe Gebietsteile an der Küste und südlich der Garonne rettete Theodorich für Amalarich, den Sohn Alarichs aus der Ehe mit Theodorichs Tochter Thiutgotho.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. I, 1930, S. 195-196