Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Schmalkaldischer Bund

Schmalkaldischer Bund, konfessionell-politisches Bündnis, nach längeren Vorverhandlungen zunächst auf 6 Jahre abgeschlossen am 27.2.1531 zwischen mehreren protestantischen Fürsten, voran Landgraf Philipp von Hessen und Kurfürst Johann v. Sachsen, und einer größeren Zahl nieder- und oberdeutscher Städte zum Schutz ihres Glaubensstandes, den sie durch den Augsburger Reichstagsabschied v. 19.11.1530 und durch die vom Kaiser Karl V. betriebene Wahl seines Bruders Ferdinand (I) zum römischen König für bedroht hielten.

Noch 1531 gab sich der Bund eine Kriegsverfassung, nahm außerdem Fühlung mit habsburg- und papst-feindlichen Mächten des In- und Auslandes, so mit Bayern (Vertrag v. Saalfeld 24.10.1531), mit Frankreich (Übereinkunft v. Scheyern 26.5.1532), mit England (1534). Durch Beitritt neuer Mitglieder (Württemberg, Dänemark, Augsburg, Frankfurt usw.) ständig verstärkt und anfänglich straff geschlossen, vermochte er die auf Rekatholisierung gerichtete kaiserliche Politik im Innern des Reiches lahm zu legen und den protestantischen Besitzstand weiterhin zu festigen und zu vermehren. Nachdem er seiner Stärke bewußt 1537 die Teilnahme an dem nach Mantua ausgeschriebenen Konzil verweigert hatte, sah sich der Kaiser zu Gegenmaßnahmen gezwungen und ließ durch Vizekanzler Held 1538 die Hl. Liga v. Nürnberg ins Leben rufen. Außer ihm und dem König Ferdinand traten dieser „Christlichen Einung“ Bayern, Sachsen, Braunschweig bei.

Der drohende Krieg wurde nochmals hinaus geschoben durch den Frankfurter Anstand, den Johann v. Weeze 19.4.1539 abschloss. Doch wurde angesichts der immer bedrohlicher um sich greifenden Protestantisierung des Reiches und des Kurfürsten-Kollegiums, der Gewalttaten schmalkaldischer Fürsten gegen katholische Bistümer (Naumburg, Merseburg, Meißen, Hildesheim), der starr ablehnenden Haltung der Schmalkaldener gegenüber dem Konzil und sonstigen Vermittlungs-Bemühungen des Kaisers (zuletzt auf dem Reichstag und Religionsgespräch zu Regensburg 1546) die Herbeiführung einer gewaltsamen Entscheidung unabweislich.

Nachdem der Kaiser mit Franzosen und Türken zum Frieden gekommen war, von Papst Paul III. Geldhilfe zugesagt erhalten (vgl. HistPolBl 141 [1908] 225/40) und in geschickten Verhandlungen Bayern, Herzog Moritz von Sachsen und die Hohenzollern-Fürsten für sich gewonnen hatte, brach Sommer 1546, von Schertlin v. Burtenbach ausgelöst, in Oberdeutschland der Schmalkaldische Krieg los, der dank der Uneinigkeit der Gegner und Anton Fuggers Geldmacht schon im nächsten Frühjahr (Schlacht bei Mühlberg 24.4.1547, Gefangennahme des Kurfürsten v. Sachsen, Unterwerfung des Landgrafen v. Hessen 19.6.1547) mit dem völligen Zusammenbruch der Schmalkaldischen Front und der Auflösung des Schmalkaldischen Bundes endete und Karl auf die Höhe seiner Macht führte. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IX, 1937, S. 278 – Sp. 279

Tags: Protestantismus
Buch mit Kruzifix
Sigismund deutscher Kaiser
Buch mit Kruzifix
Philipp von Hessen

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Arialdus

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Arialdus Arialdus, hl., Diakon in Mailand, mit Erlembald Gründer und Führer der Pataria in Mailand, * zu Cuciago (südlich von Como) als Sohn frei geborener Eltern. Arialdus eiferte gegen die Simonie und Unenthaltsamkeit des…
Buch mit Kruzifix

Unitarier

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Unitarier Unitarier (Ein-Gott-Leute) heißen in der Reformationszeit auftretende Antitrinitarier, die in Gott nur eine Person, demnach bloß den Vater als den einen wahren Gott anerkannten. Unitarier war schon der von den Mennoniten hergekommene Taufgesinnte…
Buch mit Kruzifix

Bayle

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Bayle Bayle, Pierre, Philosoph, Historiker, Journalist, * 18.11.1647 zu Carlat-le-Comte (Comté de Foix) bei Pamiers (Denkmal), † 28.12.1706 zu Rotterdam. Empfing die erste Bildung durch seinen Vater, den calvinistischen Prediger Jan Bayle, und auf…
Buch mit Kruzifix

Jakobus der Jüngere

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Jakobus der Jüngere Jakobus der Jüngere (minor), gleichfalls Apostel, hat seinen Beinamen hauptsächlich nur deswegen erhalten, weil er von den Zebedäiden Jakobus unterschieden werden sollte; da dieser der Ältere als Bruder von Johannes genannt…
Buch mit Kruzifix

Crescentier

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Crescentier Crescentier, römisches Adelsgeschlecht, im 10. bis 11. Jahrhundert Herren der Engelsburg (Crescentiorum castrum: LP II 368), übten den römischen Patriziat und damit großen Einfluss auf das Papsttum aus. Crescentius I. (C., auch Censius…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Ökolampad

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ökolampad(ius) Ökolampad(ius), eigentlich Husschyn, Hußgen, Heußgen), Johann, Reformationstheologe, * 1482 zu Weinsberg (Württemberg), † 24.11.1531 zu Basel. Er studierte in Bologna die Rechte, in Heidelberg seit 1499 Humaniora und Theologie, wurde 1503 baccal. Artium und 1506 Hauslehrer beim Kurfürsten Philipp von der Pfalz. 1510-12 besaß er eine kleine Pfründe…
Buch mit Kruzifix

Reformationsrecht

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Reformationsrecht Reformationsrecht (jus reformandi) des Landesherrn heißt in der Geschichte der sogenannten Reformation das Recht, welches sich die Fürsten und Stände des deutschen Reiches beilegten, kraft ihrer Territorialhoheit in ihren Ländern die eigene Konfession einzuführen und andere bestehende Religions-Bekenntnisse abzuschaffen, gemäß dem Satz: Cujus regio, illius et religio. Der…
Buch mit Kruzifix

Antinomismus

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Antinomismus Antinomismus (Anomismus), im allgemeinen soviel wie Bestreitung und Verwerfung des Gesetzes, in der Theologie besonders jene praktische Irrlehre, die unter dem Schein christlicher Wahrheit die Verpflichtung zur Beobachtung des Sittengesetzes leugnet. Antinomistische Richtungen sind, wie in der antik-heidnischen Ethik (Epikur) und in vorchristlichem Judentum (siehe Sap. 2, 1-23),…
Buch mit Kruzifix

Methodisten

Lutheraner
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Methodisten Methodisten, die Mitglieder der größten und bedeutendsten Erweckungsbewegung des zu Beginn des 18. Jahrhunderts erstarrten englischen Protestantismus, welche die Einzel- wie Massenbekehrung und damit die religiöse Erneuerung und Rettung der Welt durch bestimmte seelsorgerische Methoden zu erreichen suchen. John Wesley Gründer war der anglikanische Geistliche John Wesley, der…
Buch mit Kruzifix

Strauß

Freigeist
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Strauß Strauß, David Friedrich, freigeistiger protestantischer Theologe, * 27.1.1888 zu Ludwigsburg (Württ.), † 8.2.1874 ebd. Im Seminar zu Blaubeuren war F. Chr. Baur sein Lehrer. Winter 1831/32 kam er zu Berlin in persönliche Beziehung mit Hegel und Schleiermacher. Nach kurzer Tätigkeit als Vikar wurde Strauß 1832 Repetent am Tübinger…
Buch mit Kruzifix

Harnack

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Harnack Harnack, Adolf v., bedeutendster protestantischer Theologe Deutschlands seit Schleiermacher, anerkannter Führer des liberalen Protestantismus, Lehrer einer ganzen Generation von Geistlichen und Professoren, ein Mann von internationalem Ansehen, überaus fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller, der weit über sein Fach hinaus zu Fragen der geistigen Kultur, des sozialen Lebens, der Organisation…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner