Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ketzertaufe Ketzertaufe. Soweit die historischen Zeugnisse zurückreichen, stellte man sich in der alten Kirche zur außerkirchlichen Taufe verschieden. Im Morgenland erklärten sich um 230 bis 240 die Synoden von Ikonium und Symnada (vgl. auch Can. apost. 46 u. 47) gegen die Gültigkeit jeder Art von außerkirchlicher Taufe. Aus nicht viel späterer Zeit stammt nach Basilius ein „Kanon der Alten“, der nur die Taufe der die Trinität verwerfenden und darum trotz Anwendung der Trinitäts-Formel nicht wirklich auf den Namen des dreieinigen Gottes taufenden Häretiker für ungültig erklärte. Ob und inwieweit im Orient die Anerkennung…
Häretiker
Loyson
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Loyson Loyson, Charles, *10.3.1827 zu Orléans, † 9.2.1912 zu Paris; 1851 Professor der Philosophie am Grand Séminaire v. St-Sulpice in Avignon, 1854 Professor der Dogmatik am Grand Séminaire in Nates, 1856 Vikar bei St-Sulpice in Paris, 1859 OP in Flavigny, nach 5 Monaten OCarm in Braussey (Pére Hyacinthe), 1864 zum Kanzelredner bei Notre-Dame in Paris ernannt, erregte hier durch rhetorische Kraft, Kühnheit der Ideen und Kritik an der Kirche und ihren Einrichtungen Aufsehen. Seit Jahren trug er sich mit dem Gedanken einer Reform der Kirche. 1868 lernte Loyson die Amerikanerin Emilie Meriman kennen,…
Marcus Magus
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Marcus Magus Marcus Magus Gnostiker, Schüler des Valentin, Zeitgenosse des Irenäus, der des Marcus Anhänger, die Markosier, im Rhonetal kennen lernte. Ausführlich berichtet Irenäus (Adv. Haeres. I c. 13-21) von ihren unsinnigen Zahlenspekulationen. (siehe den Beitrag: Die gnostische Bedeutung der Zahl 888) Für ihn ist Marcus ein ganz gewissenloser Betrüger, der durch Zaubersprüche den Eucharistiewein rot färbte und vermehrte, durch Besprechung und geschlechtliche Verbindung die Gabe der Weissagung auf vornehme Frauen übertrug. Seine Anhänger hatten auch sakramentale Riten, wie Waschungen und Salbungen zum Zweck der Erlösung, die beim Eintritt in die Sekte und…
Monophysitismus
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Monophysitismus Monophysitismus, Irrlehre, die eine einzige Natur in Christus annimmt. Anlass war das Streben, die Einheit in Christus zu wahren gegenüber der Tendenz, das Menschliche in ihm hervor zu heben und damit eine teils nur gedankliche, teils auch sachliche Trennung des Göttlichen und Menschlichen herbei zu führen. Die „Einheitstendenz“ veranlaßte schon Arius und Apollinaris der Jüngere, das Menschliche in Christus zu verkürzen, indem die Seele geleugnet wurde. Anhänger des Apollinaris vertraten die Anschauung, das Fleisch Christi sei dem Logos gleich wesentlich. Die Formel des Apollinaris (…) klingt stark an den Monophysitismus an. Sie…
Monotheletismus
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Monotheletismus Monotheletismus, die Lehre von einem einzigen Willen in Christus. Den Monotheletismus verursachte die Innenpolitik des oströmischen Reiches. Kaiser Heraklius, von den Persern bedroht, sah in der Wiedervereinigung der Monophysiten mit den am Konzil von Chalcedon festhaltenden Katholiken eine politische Notwendigkeit. Sein Mitarbeiter Patriarch Sergius I. von Konstantinopel plante seit etwa 619, die Monophysiten so zu gewinnen, daß man zwar an der Lehre von den 2 Naturen festhielt, aber nur von einer Wirkungsweise Christi sprach. Am Anfang des Streites steht also der Monenergismus. Verhandlungen mit den Armeniern führten zu einer vorübergehenden Union; solche…
Noailles
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Noailles Noailles, altes französisches Adelsgeschlecht in Limousin, dem u.a. angehören: 1) François, *1519, 1556 Bischof v. Dax, †1585; französischer Gesandter in England, Venedig, Rom, in der Türkei, überall (außer in Rom) mit Erfolg für Frankreich tätig. – 2) Dessen Bruder Gilles, †1597 zu Bordeaux; gleichfalls französischer Gesandter in England, Schottland, Polen, wo er den Herzog von Anjou, dem späteren König Heinrich III. die Krone verschaffte, und in Konstantinopel; 1585 zum Nachfolger seines Bruders als Bischof von Dax ernannt, aber von Rom nie bestätigt. – 3) Louis Antoine, *27.5.1651 auf Schloß Peynières bei Aurillac,…
Ockham
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ockham Ockham, Wilhelm von, OMin, Philosoph und Theologe, Staatstheoretiker und Kirchenpolitiker, * zwischen 1290 und 1300 zu Ockham (England, Grafschaft Surrey), † 1349 oder 1350 zu München. Ockham studierte und lehrte in Oxford, zuletzt als Bakkalar. Der ihm häufig beigelegte Titel venerabilis inceptor bedeutet dasselbe wie der in Paris übliche Ausdruck baccalarius formatus. Ockham ist nie Magister geworden, wahrscheinlich weil ihn bald nach Vollendung seiner Sentenzen-Vorlesung 1324 der Oxforder Kanzler John Luterell bei Papst Johannes XXII. als Häretiker anklagte durch eine umfangreiche Schrift mit 56 Artikeln: als erste und zwar gründliche kritische Auseinandersetzung…
Ökolampad
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ökolampad(ius) Ökolampad(ius), eigentlich Husschyn, Hußgen, Heußgen), Johann, Reformationstheologe, * 1482 zu Weinsberg (Württemberg), † 24.11.1531 zu Basel. Er studierte in Bologna die Rechte, in Heidelberg seit 1499 Humaniora und Theologie, wurde 1503 baccal. Artium und 1506 Hauslehrer beim Kurfürsten Philipp von der Pfalz. 1510-12 besaß er eine kleine Pfründe in Weinsberg, studierte 1513-15 neuerdings Theologie in Stuttgart, wo er Reuchlin hörte, in Tübingen, wo er 1513 mit Melanchthon bekannt wurde, und in Heidelberg, wo er bei einem getauften Juden Hebräisch lernte. 1515 Prediger in Basel, 1516 lic. Theol., kehrte aber 1517 wieder zu…
Paulizianer
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Paulizianer Paulizianer, Sekte im byzantinischen Kaiserreich, die den Dualismus und eine rein geistige, auf dem Evangelium gebaute Kirche lehrte. Verwandtschaft mit dem Marcioniten und Archontikern ist vorhanden, eine ursächliche Verbindung mit ihnen aber nicht nachweisbar. Zusammenhang mit dem Manichäismus stritten die Paulizianer selber heftig ab. Die Gottheit Christi wurde geleugnet, Christus als von Gott an Sohnes Statt angenommener Engel erklärt; das Alte Testament und die Petrusbriefe wurden abgelehnt, Hierarchie, Mönchtum und Sakramente verworfen, an Stelle des Kreuzes die Verehrung des Evangeliums gesetzt und Christi Worte geistig als Taufe und Abendmahl gedeutet. Die Mitglieder…
Priscillian
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Priscillian Priscillian, spanischer Häretiker, 385 wegen Magie, nicht wegen Häresie, zu Trier vom Gegenkaiser Maximus hingerichtet, was von kirchlicher Seite aus, besonders von Martin von Tours, verurteilt wurde. Priscillian verdankt sein Fortleben in der kirchen-geschichtlichen Literatur fast ausschließlich dem Umstand, daß man ihn fälschlich für den ersten Ketzer hielt, der um seiner religiösen Meinungen willen den Tod erlitt; denn weder sein theologisches System noch seine schriftstellerische Leistungen rechtfertigen ein solches Interesse. Priscillian hat lediglich gnostisch-manichäische Irrlehren, die Markus aus Memphis in Spanien einschleppte, übernommen. Die kirchliche Gemeinschaft wollte er zuerst nicht verlassen, versuchte…