Mirabile Illud – Gebets-Kreuzzug für den Frieden
Papst Pius XII. – 1950
Unseren Ehrwürdigen Brüdern, den Patriarchen, Primaten, Erzbischöfen, Bischöfen und anderen örtlichen Ordinarien, die mit dem Apostolischen Stuhl in Frieden und Gemeinschaft stehen.
Ehrwürdige Brüder, Gesundheit und apostolischen Segen.
Das bewundernswerte Wunder brüderlicher Eintracht, das die zahllosen Scharen von Gläubigen aus fast allen Nationen, die im Laufe des Heiligen Jahres als fromme Pilger nach Rom strömen, erbracht haben, scheint uns gleichsam eine mahnende Stimme zu enthalten, ein feierliches Zeugnis für alle, dass die Völker der Welt weder Krieg noch Zwietracht noch Hass wünschen, sondern von Herzen den Frieden, die Einheit der Gemüter und jene christliche Liebe, die allein die Quelle einer besseren und glücklicheren Zeit für alle sein kann. Es ist unser sehnlichster Wunsch, dass alle diese Warnung endlich hören, denn mit ängstlichem Geist sehen Wir, wie die Völker in furchtbare Kriegsvorbereitungen verwickelt sind, während an manchen Orten eine schreckliche Schlächterei bereits ihre Ernte an mutigen, jungen Menschenleben einbringt.
2. Ist es nicht überdeutlich, dass blutige Auseinandersetzungen unsagbare Trümmer, Gemetzel und Elend jeder Art nach sich ziehen? Die mechanischen Geräte und Instrumente der modernen Kriegsführung, die der Genius des Menschen erfunden hat – ein Genius, der in der Tat für andere Zwecke geschaffen wurde -, sind so schrecklich, dass sie jeden denkenden Menschen mit tiefem Entsetzen erfüllen müssen, zumal sie oft nicht nur Armeen, sondern auch Zivilisten und sogar unschuldige Kinder, Frauen, Alte und Kranke treffen, ebenso wie heilige Gebäude und die hervorragendsten künstlerischen Leistungen.
3. Wer erschrickt nicht bei dem Gedanken, dass zu den zahllosen Friedhöfen des letzten Krieges noch weitere Friedhöfe hinzukommen könnten; ebenso, dass zu den immer noch bröckelnden Mauern so vieler Städte und Gemeinden noch weitere Ruinen hinzukommen könnten? Wer zittert nicht bei der Aussicht, dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, von denen fast alle Völker, insbesondere die ärmeren, so stark betroffen sind, durch den weiteren Verlust an Reichtum, der eine notwendige Begleiterscheinung des Krieges ist, noch verschlimmert werden?
4. Wir, die Wir unseren Geist über die Flut menschlicher Wünsche erheben, Wir, die Wir väterliche Zuneigung für die Menschen aller Nationen und Ethnien hegen und den Wunsch haben, den Frieden aller unversehrt zu erhalten und ihr Wohlergehen täglich zu fördern, Wir, Ehrwürdige Brüder, wenn Wir sehen, dass der Glanz des Himmels von herabziehenden Wolken bedeckt ist und neue Kriegsgefahren die Menschheit bedrohen, können Wir nicht umhin, unsere Stimme zu erheben und alle zu ermahnen, die Feindseligkeiten beiseite zu legen, die Differenzen zu schlichten und jenen wahren Frieden einzuführen, der, wie es sich gebührt, die Rechte der Religionen und der Völker sowie der einzelnen Bürger öffentlich und aufrichtig anerkennt und schützt.
5. Wir wissen jedoch sehr wohl, dass menschliche Bemühungen nicht in der Lage sind, ein solches Ergebnis zu erzielen. Es ist vor allem notwendig, die Herzen der Menschen zu erneuern, Begehrlichkeit und Habgier zu zügeln, den Hass zu beschwichtigen, die Normen und den Umgang mit der Gerechtigkeit wirklich zu verwirklichen, eine bessere Verteilung des Reichtums herbeizuführen, die gegenseitige Nächstenliebe zu fördern und die Tugend in allen zu wecken.
6. Nichts kann wirksamer zur Erreichung dieses großen Zieles beitragen als die christliche Religion; denn ihre göttlichen Gebote lehren uns, dass die Menschen als Brüder eine einzige Familie bilden, deren Vater Gott ist, deren Erlöser Christus ist und die er durch seine himmlische Gnade ernährt, und deren bleibende Heimat der Himmel ist.
7. Würden diese Gebote wirklich und ordnungsgemäß in die Tat umgesetzt, dann würden ohne Zweifel keine Kriege, Aufruhr, Unruhen oder Unterdrückung der bürgerlichen oder religiösen Freiheit das öffentliche und private Leben stören, sondern eine friedliche Stabilität, die auf rechter Ordnung und Gerechtigkeit beruht, würde die Gemüter und Seelen der Menschen besitzen und einen sicheren Weg zur Erlangung eines täglich wachsenden Maßes an Wohlstand eröffnen.
8. Dies ist in der Tat eine schwierige, aber notwendige Aufgabe. Und wenn sie notwendig ist, darf sie keinen Aufschub dulden, sondern sollte so schnell wie möglich in die Tat umgesetzt werden. Wenn es schwierig ist und die menschlichen Fähigkeiten übersteigt, dann müssen wir uns im Gebet und Flehen an den himmlischen Vater wenden, wie es unsere Vorfahren durch die Jahrhunderte hindurch in Krisenzeiten mit glücklichen und heilsamen Ergebnissen getan haben.
9. Darum bitten und ermahnen Wir euch, Ehrwürdige Brüder, nachdrücklich, öffentliche Bittgebete zu veranstalten und eure Schäfchen aufzufordern, Frieden und Eintracht für die Völker zu erflehen, damit unter der Schirmherrschaft der Religion gleichsam ein heiliger Kampf stattfinde, um jenen abscheulichen Zwist auszugleichen, der die ganze Menschheitsfamilie mit so vielen Gefahren bedroht.
10. Ihr wisst zweifellos, dass Wir das eucharistische Opfer zu der Stunde um Mitternacht feiern werden, die den Beginn des Festes der Unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria markiert, und dass unsere flehende Stimme durch den Funkverkehr von allen gehört werden kann. Wir wünschen außerdem, dass besonders in dieser heiligen Nacht alle Gläubigen, vereint mit dem Stellvertreter Jesu Christi, vom Vater der Barmherzigkeit durch die Fürsprache der mächtigsten Schutzpatronin, der jungfräulichen Mutter Gottes, die von jedem Makel der Erbsünde bewahrt ist, erflehen, dass endlich, nachdem der Hass beseitigt und alle Differenzen gerecht und ausgewogen beigelegt sind, das Licht eines wirklichen und echten Friedens auf alle Nationen und Völker ausstrahlen möge.
11. Und Wir wünschen ferner, dass mit demselben geistlichen Eifer für diese Sache während der Bitt-Novene, die gewöhnlich zur Vorbereitung des feierlichen Festes der Geburt Jesu Christi abgehalten wird, immer wieder Gebete dargebracht werden, um das göttliche Kind zu bitten, dass der Friede, den die Engelschöre über seiner heiligen Krippe den Menschen guten Willens verkündet haben [Lk 2,14], in der ganzen Welt erstrahlen und sich überall festsetzen möge.
12. Es soll auch nicht unterlassen werden, den neugeborenen Erlöser durch seine Gottesmutter inständig zu bitten, dass die katholische Religion, die die sicherste Grundlage der menschlichen Gesellschaft und der zivilisierten Kultur ist, in allen Völkern die ihr gebührende Freiheit genieße und dass diejenigen, „die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung erleiden“ [Mt. 5, 10], die wegen ihres mutigen Eintretens für die Rechte der heiligen Kirche im Gefängnis sitzen oder aus ihrer Heimat vertrieben werden, und auch diejenigen, die, aus ihrem Vaterland verbannt, in Elend umherirren oder noch immer in Gefangenschaft schmachten, himmlischen Trost erfahren und endlich das Glück erlangen, das sie mit brennendem Verlangen und glühender Sehnsucht erwartet haben.
13. Wir zweifeln nicht daran, Ehrwürdige Brüder, dass ihr mit eurer gewohnten pastoralen Sorgfalt und eurem Eifer diese unsere väterliche Ermahnung eurem Klerus und euren Gläubigen in der Weise mitteilen werdet, die ihr für am geeignetsten haltet; und Wir sind auch sicher, dass alle unsere innig geliebten Kinder in Christus in der ganzen Welt dieser Aufforderung gern und bereitwillig nachkommen werden.
14. Unterdessen möge der apostolische Segen, den Wir in Liebe im Herrn als Unterpfand unseres väterlichen Wohlwollens erteilen, jedem von euch, Ehrwürdige Brüder, allen euren Mitbürgern und besonders denen, die in Übereinstimmung mit unseren Absichten flehentliche Gebete verrichten, eine Quelle himmlischer Gnaden sein.
Gegeben zu Rom vom Petersdom aus am sechsten Dezember des Jahres 1950, dem zwölften Unseres Pontifikats.
Pius XII.
Quelle: Pius XII. Rundschreiben unter dem Titel: Gebets-Kreuzzug bei Papal encyclicals online
Weitere Rundschreiben von Papst Pius XII. siehe:
Bildquellen
- papst-pius-xii: © https://katholischglauben.info
- Bitschnau Paepstliche Insignien: © https://katholischglauben.info