Ausschließungsrecht

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Ausschließungsrecht

Ausschließungsrecht, auch Exklusive (jus exclusivae oder exclusionis) oder Veto bei der Papstwahl, das von Seiten der katholischen Herrscher von Deutschland (nachher Österreich), Frankreich, Spanien (Neapel) beanspruchte Recht, beim Konklave vor der entscheidenden Stimmabgabe (und zwar nur einmal) gegen einen Kandidaten durch einen Kardinal Einspruch erheben zu lassen. Nach der Wahl abgegeben, war die Exklusive ohne Wirkung. Den Anspruch auf dieses Ausschließungsrecht scheinen zuerst Karl V. und seine Nachfolger Philipp II. und III. erhoben zu haben; erfolgreich geltend gemacht wurde das Ausschließungsrecht von Deutschland-Österreich 1721, 1799, 1823 und 1903, von Frankreich 1758, von Spanien 1730 und 1830. Wenn auch in den die intercessiones principum ausschließenden Verfügungen der Päpste Pius IV. „In eligendis“ vom 9.10.1562, Klemens XII. „Apostolatus officium“ v. 4.10.1732 und Pius IX. „In hac sublimi“ v. 23.8.1871 eine absolute und ausdrückliche Verwerfung des Ausschließungsrechtes mit Sicherheit nicht gefunden werden kann (Wernz-Vidal II 1923, n. 406, 420), so konnte doch immer ein eigentliches Recht mangels eines Rechtstitels bestritten werden. Der tatsächliche Erfolg des Ausschließungsrechtes war also auf das Bestreben der Kardinäle zurück zu führen, dem neuen Papst nicht von vornherein die Gegnerschaft eines mächtigen katholischen Staates zuzuziehen. Letztmals wurde es bei der Wahl nach Leo XIII. durch Österreich (gegen Kardinal Rampolla) geltend gemacht. Der aus der Wahl damals hervor gegangene Pius X. hat es entschieden verworfen (Commissum Nobis v. 20.1.1904) und in der Konstitution über die Papstwahl „Vacante Sede Apostolica“ v. 25.12.1904 (Anhang zum CIC) unter Androhung der Exkommunikation allen Kardinälen und Konklave-Teilnehmern verboten, direkt oder indirekt das Veto oder auch nur den Wunsch eines weltlichen Faktors einzelnen oder den versammelten Wählern zu übermitteln. Damit ist das Ausschließungsrecht abgetan.

aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. I, 1930, S. 847-848

Buch mit Kruzifix
Mormonen
Buch mit Kruzifix
Rampolla

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Veuillot

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Veuillot Veuillot, Louis, französischer Journalist, Belletrist und Literaturkritiker, wurde zu Boynes (en Giatinais) am 11. Oktober 1813 als Sohn eines unbemittelten Fassbinders geboren und begann seine Laufbahn als Schreiber bei einem Pariser Notar. Schon…
Buch mit Kruzifix

Regalienstreit

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Regalienstreit Regalienstreit heißt der leider fruchtlose Kampf, den einige französische Bischöfe in Verbindung mit dem heiligen Stuhl gegen die maßlose Ausdehnung des Regalienrechtes zur Zeit Ludwig XIV. unternahmen. Das Regalienrecht, welches die französischen Könige…
Buch mit Kruzifix

Boleslau

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Boleslau Boleslau, Herzöge v. Böhmen: Boleslau I., 929-967, Bruder des hl. Wenzel, als Führer der heidnischen Adelspartei an dessen Ermordung beteiligt. Ursprünglich christenfeindlich, förderte er später das Christentum, ließ die Prager Kirche St. Veit…
Buch mit Kruzifix

Theophylakt

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Theophylakt Theophylakt, äußerst angesehener, aber mehr in die Breite arbeitender als selbständiger byzantinischer Kirchen-Schriftsteller, * auf Euböa, Schüler des Psellus, wurde, während er als Diakon an der Hagia Sophia zu Konstantinopel fungierte, von Kaiser…
Buch mit Kruzifix

Ketzertaufe

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ketzertaufe Ketzertaufe. Soweit die historischen Zeugnisse zurückreichen, stellte man sich in der alten Kirche zur außerkirchlichen Taufe verschieden. Im Morgenland erklärten sich um 230 bis 240 die Synoden von Ikonium und Symnada (vgl. auch…

Weitere Lexikon-Beiträge

Es wurden keine Ergebnisse gefunden.
Consent Management Platform von Real Cookie Banner