Die zwanzig Konzilien der katholischen Kirche
Die „Kirche“, welche in dem allgemeinen Konzil „repräsentiert“ wird, ist die lehrende Kirche. Diese aber wird im Konzil in der Weise repräsentiert, daß die an demselben aktiv beteiligten Glieder des Lehrkörpers vermöge ihrer Vereinigung mit dem Haupt und durch das Haupt ein Tribunal konstituieren, welches in sich die Autorität des gesamten Lehrkörpers vereinigt, und dessen Aktion dieselbe Bedeutung hat, als ob alle Glieder des Lehrkörpers aktiv daran beteiligt wären. Weil die auf dem Konzil erscheinenden Bischöfe ohne Mitwirkung des Papstes weder die diesem eigene höchste Autorität repräsentieren, noch auch den gesamten übrigen Episkopat vollständig vertreten können, so ist eine vollkommene Repräsentation der gesamten lehrenden Kirche und der Kirche überhaupt auf einem Konzil ohne Papst nach der Grundverfassung der Kirche undenkbar. Am wenigsten kann ein Konzil ohne Papst und dem Papst gegenüber als souveränes kirchliches Tribunal, dem der Papst unterworfen wäre, auftreten. (Welte`s und Wetzer Kirchenlexikon Bd. 5, 1884, Stichwort Concil)
Die Konzilien vom Apostelkonzil bis zum Vatikanischen Konzil
Apostelkonzil (zwischen 50 und 52 n. Chr.)
Das Konzil in Jerusalem
Auf Veranlassung der heiligen Apostel Paulus und Barnabas wurde zu Jerusalem das Apostelkonzil, das Muster und Vorbild aller übrigen, zwischen den Jahren 50 bis 52 n. Chr. gehalten, um die in Antiochien entstandene Streitfrage über die Verbindlichkeit des mosaischen Gesetzes für die Christen zu entscheiden (Apg. 15,6ff).
Konzilsgeschichte des Orients
Acht Konzilien im Orient
Konzil von Nicäa (325)
Erstes allgemeines ökumenisches Konzil zu Nicäa
Zur Zeit Papst Sylvesters und Kaiser Konstantins des Großen – 318 Bischöfe – definierte die wahre Gottheit des Sohnes Gottes gegen Arius und setzte zugleich die richtige Osterfeier gegen die Quartodecimaner fest.
Konzil von Konstantinopel (381)
Zweites allgemeines ökumenische Konzil in Konstantinopel
Unter Papst Damasus und Kaiser Theodosius dem großen – 150 Bischöfe – ergänzte das nicänische durch Definition der Gottheit des heiligen Geistes gegen die Macedonianer.
Konzil von Ephesus (431)
Drittes allgemeines ökumenische Konzil in Ephesus
Unter Papst Cölestin und Kaiser Theodosius II. – 210 Bischöfe – definierte die wahre persönliche Einheit Christi, die sich in der Eigenschaft seiner Mutter als Gottesgebärerin kund gibt, gegenüber der nestorianischen Häresie.
Konzil von Chalcedon (451)
Viertes allgemeines ökumenische Konzil in Chalcedon
Unter Papst Leo dem Großen und Kaiser Marcian – 520 Bischöfe – definierte gegenüber der dem Nestorianismus entgegen gesetzten Häresie des Eutyches die Unversehrheit der göttlichen und der menschlichen Natur in Christus. Die Nachwehen der von diesen beiden Konzilien verurteilten Häresien bilden den Gegenstand der beiden folgenden Konzilien, welche das christologische Dogma zum Abschluß brachten.
2. Konzil von Konstantinopel (553)
Fünftes allgemeines ökumenische Konzil in Konstantinopel
Unter Papst Vigilius und Kaiser Justinian I. (in seinem Verlauf nicht ökumenisch und daher späterer Sanation bedürftig) – 165 Bischöfe – beschäftigte sich zunächst mit den Ausläufern des Nestorianismus aus Anlaß der Streitigkeiten über die sogenannten drei Kapitel.
3. Konzil von Konstantinopel (680-681)
Sechstes allgemeines ökumenische Konzil in Konstantinopel
Auch das trullanische genannt – Unter Papst Agatho und Kaiser Konstantin Pogonatus – nach einigen Berichten 289 Bischöfe, nach den Unterschriften jedoch nur 174 – verwarf den Ausläufer der euthychianischen Häresie, den Monotheletismus.
2. Konzil von Nicäa (787)
Siebtes allgemeines ökumenische Konzil in Nicäa
Unter Papst Hadrian I. und Kaiser Konstantin VI. – zwischen 330 und 367 Bischöfe – war gegen die Bilderstürmer gerichtet.
4. Konzil von Konstantinopel (869-880)
Achtes allgemeines ökumenische Konzil in Konstantinopel
Unter Papst Hadrian II. und Kaiser Basilius – mehr als 100 Bischöfe – verurteilte das Schisma des Photius. Dennoch wirkte dieses fort und führte zuerst die größere Entfremdung, dann zuletzt die Trennung des Orients vom Okzident herbei. So kam es, daß dieses Konzil das letzte war, welches im Orient gehalten wurde; die späteren Konzilien fanden im Abendland statt, und der Orient beteiligte sich an denselben nur vorübergehend, wenn Versuche der Wieder-Vereinigung gemacht wurden.
Konzilsgeschichte des Abendlandes
Sieben Konzilien im Abendland
Es folgen nun zunächst im Abendland sieben Konzilien, bei welchen die Päpste persönlich präsidierten, während die Kaiser gar nicht mitwirkten, und zwar zunächst innerhalb eines Jahrhunderts vier in Rom selbst in der Laterankirche, und drei weitere in Städten des südlichen Frankreich. Die Beseitigung der Häresie ist hier in der Regel nicht mehr der Hauptgegenstand; vielmehr treten zugleich andere große kirchliche Angelegenheiten in den Vordergrund. Namentlich waren der Kampf gegen die Ungläubigen, besonders im heiligen Land, die Abwehr der Eingriffe der christlichen Kaiser in das Leben der Kirche und die Ausbildung des kirchlichen Rechtes, resp. die Reform der Disziplin, mehr oder weniger bei allen sieben Konzilien Gegenstand ihrer Beschlüsse.
1. allgemeine Laterankonzil (1123)
Neuntes allgemeines ökumenische Konzil im Lateran
Unter Kalixt II. zur Zeit Heinrichs V. – gegen 900 Bischöfe und Äbte – beschloß die Abschaffung der Investituren mit Ring und Stab.
2. allgemeine Laterankonzil (1139)
Zehntes allgemeines ökumenische Konzil im Lateran
Unter Innozenz II. zur Zeit Lothars II. – gegen 1000 Prälaten – beseitigte das neunjährige Schisma des Pier Leone und die Häresie des Arnold von Brescia.
3. allgemeine Laterankonzil (1179)
Elftes allgemeines ökumenische Konzil im Lateran
Unter Alexander III. zur Zeit Friedrichs I. – die Zahl der Mitglieder wird sehr verschieden angegeben – sollte die Folgen des fridericianischen Schisma`s aufheben, schritt zugleich gegen die Häresien der Albigenser und Waldenser ein und erließ zahlreiche Reformdekrete.
4. allgemeine Laterankonzil (1215)
Zwölftes allgemeines ökumenische Konzil im Lateran
Unter Innozenz III. zur Zeit Friedrichs II. – 412 Bischöfe und über 800 Äbte und Prioren – das bedeutendste Konzil des Mittelalters, welches den Höhepunkt des kirchlichen Lebens und der päpstlichen Machtstellung bezeichnet, formulierte gegenüber den Albigensern und anderen Häretikern ein erweitertes Symbolum (das berühmte Caput Firmiter credimus), verwarf den trinitarischen Irrtum des Abtes Joachim von Fiore und erließ 70 wichtige Reformdekrete.
1. allgemeine Konzil von Lyon (1245)
Dreizehntes allgemeines ökumenische Konzil in Lyon
Unter Innozenz IV. – circa 250 Bischöfe ohne die anderen Prälaten – verhängte über Kaiser Friedrich II. Bann und Absetzung und rief die Christenheit gegen Sarazenen und Mongolen zu den Waffen.
2. allgemeine Konzil von Lyon (1274)
Vierzehntes allgemeines ökumenische Konzil in Lyon
Unter Gregor X. – circa 500 Bischöfe und über 1000 andere Prälaten – bewerkstelligte eine vorüber gehende Union der Griechen und regelte die Papstwahl.
Konzil von Vienne (1311-1312)
Konzil von Vienne
Unter dem ersten zu Avignon residierenden Papst Klemens V. – die Angaben über die Zahl der Bischöfe ist sehr schwankend – hob den Templerorden auf und verurteilte Lehre und Praxis der Fraticellen, Begharden und Beghinen.
Weitere fünf Konzilien des Abendlandes
Während die sieben vorher gehenden Konzilien ebenso wie die ersten acht, einen ziemlich gleichförmigen Charakter haben, bietet von den weiteren fünf jedes einen andern Typus dar.
Allgemeines Konzil von Konstanz (1414-1418)
Sechszehntes allgemeines ökumenische Konzil von Konstanz
Während des großen Schisma`s zur Abstellung desselben berufen, wurde erst legitim durch die Einberufung Gregors XII. In Folge dessen gelang es ihm auch, was dem Konzil von Pisa (1409) nicht gelungen war, die Einheit der Kirche wieder herzustellen, und der rechtmäßig gewählte Papst Martin V. bestätigte dann die früheren Beschlüsse der Versammlung gegen die Häresien von Wiclif und Hus.
Allgemeines Konzil von Basel-Ferrara-Florenz (1431-1445)
Siebzehntes allgemeines ökumenische Konzil von Basel-Ferrara-Florenz
Das zu Basel eröffnete Konzil zerfiel alsbald mit Papst Eugen IV., der die Versammlung erst nach Ferrara, dann nach Florenz (1434) verlegte; hier wurde, abermals nur vorübergehend, die Union der Griechen zu Stande gebracht, indem diese die neu redigierte Definition der Kontrovers-Punkte annahmen.
5. allgemeine Laterankonzil (1512-1517)
Achtzehntes allgemeines ökumenische Konzil im Lateran
Von Julius II. begonnen und von Leo X. forgesetzt, ist nur wegen seiner Unbequemlichkeit für die Gallikaner von diesen bezüglich seines ökumenischen Charakters bestritten worden, besonders weil es die pragmatische Sanktion aufhob und die Bulle Unam sanctam bestätigte; es befaßte sich vorzüglich mit der kirchlichen Disziplin, erließ aber auch einige dogmatische Dekrete gegen die Irrlehren eines falschen Philosophismus.
Konzil von Trient (1545-1563)
Neunzehntes allgemeines ökumenische Konzil von Trient
Das aus Anlass der reformatorischen Häresien berufene Konzil von Trient, wie an Dauer das längste (mit verschiedenen Unterbrechungen unter drei Päpsten), so auch in dogmatischer und disziplinärer Hinsicht das inhalts- und wirkungsreichste aller Konzilien.
Vatikanisches Konzil (1869-1870)
Zwanzigstes allgemeines ökumenische Konzil im Vatikan