A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T Ü V W Z

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Sodoma

Sodoma, Hauptort der 5 Städte (Pentapolis) im Siddim-Tal, Wohnort des Lot (Gn. 13,12), wurde wegen widernatürlicher Unzucht („sodomitische“ Sünde, Sodomie; vgl. Gn. 19,4-9) zugleich mit Gomorrha, Adama und Seboim von Gott „umgekehrt“ und in einem Feuer-, Salz- und Schwefelregen verbrannt (Gn. 19,21-25) – ein Strafgericht, bei dem sich Gott wohl nicht eines Vulkanausbruches (die Krater der Umgebung waren damals schon längst erloschen), sondern eher eines tektonischen Bebens bediente, bei dem durch die Erdspalten Schwefel- und Kohlenwasserstoff entwichen, sich in der Luft entzündeten und die Asphaltgruben und Naphthaquellen in ein Feuermeer verwandelten (Gn. 14,10; 19,28). Der Boden des Siddim-Tales sank ein, so daß die Salzfluten des Toten Meeres sich darüber ergossen. Auch Strabo, Philo, Tacitus u.a. bezeugen den Vorgang. –

Sodoma die Frau von Lot als versteinerte Figur

Sodoma und Gomorrha erscheinen in der Bibel oftmals als warnendes Beispiel der Sünde und des göttlichen Strafgerichtes (Ps. 10,7); Is. 1,9f; 34,9; Jer. 23,14; 49,18; Ez. 16,46 u. 48f; Dt. 29,23; Am. 4,11; Mt. 11,23f u. Par.; 2.Petr. 2,6; Jud. 7). Früh schon wird Sodoma zum Gleichniswort für das verderbte Jerusalem (Offb. 11,8), dann allgemein für die „böse Welt“. – Heute haftet der Name Sodoma am ģebel Sudum, einem 11 km langen, 180 m hohen, zerklüfteten Salzberg am Südwestende des Toten Meeres. Seine durch Verwitterung immer neu entstehenden und sich auflösenden Säulen und Nadeln zeigen oft phantastische Formen, in denen aus Volk „Lots Weib“ und „Lots Hund“ sowie allerlei versalzte Menschen sieht. Die biblischen Angaben über die Lage von Sodoma und benachbarte, verschont gebliebene Segor (Nm. 33,3 mit Gn. 10,19; 13,10; Is. 15,5; Ez. 16,46) sprechen entschieden für das Südende des Toten Meeres („Umkreis des Jordan“ Gn. 13,10 kann das ganze Jordantal samt Totem Meer bezeichnen, wie heute nach dem arabischen Ausdruck ghôr); desgleichen Josephus, Bell. Jud. IV 8,4; Peregrinatio Aetheriae 12,5ff; Eusebius, Onom. 42,1; Hieronymus in Ps. 15; Madaba-Karte und die gesamte Tradition bis heute.

Die römisch-byzantinische Stadt Segor, die im 4. Jahrhundert Bischofssitz war (Peregr. Aeth. a.a.O.; Reland 1065) und heute noch Basilika-Ruinen aufweist, hat den Namen des biblischen Segor geerbt, wie der Berg Sudum den Namen der Stadt Sodoma, deren Bischof Severus dem Konzil von Nicäa 325 beiwohnte. Unter W.F. Albright haben die Amerikaner 1924 in jener Gegend Reste blühender Siedlungen der älteren und mittleren Bronzezeit (2500-1600) festgestellt und in der Ruinenstätte Bâb ed-dra eine offene Siedlung mit starker Burg, Steinhügel und 6-7 Steinpfeiler entdeckt, die das Zentralheiligtum der Gegend von Sodoma gewesen sein soll. Das plötzliche Ende der Siedlung anfangs des 2. Jahrtausends v. Chr. Bekräftige die Tradition vom Untergang der Pentapolis durch eine Naturkatastrophe. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IX, 1937, Sp. 644 – Sp. 645

Sodoma, im Alten Testament Name einer uralten Stadt, welche nicht weit von Abrahams Aufenthalt im Süden Kanaans lag. Sie stand mit den Städten Gomorrha, Adama, Seboim und Bala oder Segot in so naher Verbindung, daß die ganze Gruppe in späterer Zeit nur als Fünfstadt betrachtet wurde (Weish. 10,6), obwohl jede einzelne Stadt nach den damaligen Verhältnissen ihren eigenen König hatte (Gn. 14,2). Die Bevölkerung dieser Städte gehörte nicht zu den Kanaanitern, sondern zu den ursprünglichen semitischen Bewohnern des Landes; denn wenn sie auch in die unnatürlichen Sünden versunken waren, welche sonst bei den Kanaanitern üblich waren (Gen. 13,13; 18,20), so wird doch der Bezirk dieser Städte ausdrücklich vom Land Kanaan unterschieden (Gen. 13,12); der Wohnort der Kanaaniter beginnt erst „außerhalb Sodoma, Gomorrha, Adama und Seboim“ (Gen. 10,19). Bei der Erzählung eines Kriegszugs, den vier fremde Könige gegen die Pentapolis unternahmen, scheint auch die ältere Bevölkerung des gesamten Ostjordanlandes mit der Pentapolis gemeinschaftliche Sache gemacht zu haben (Gen. 14,4 u.5).

Über die genaue Lage von Sodoma ist noch keine Einstimmigkeit erzielt. Nur das ist sicher, daß es mit den übrigen Städten nicht, wie alter Aberglaube will, in der Tiefe des jetzigen Toten Meeres lag. Die Bildung des Toten Meeres und des Jordantals, mag sie durch vulkanische Hebung in der Araba oder durch einen Erdsturz erfolgt sein, fällt jedenfalls in eine vorgeschichtliche Periode, und mit Sodomas Untergang steht nur das südliche Becken des Toten Meeres in Verbindung. Über die Geschichte Sodomas ist nichts bekannt, als was die heilige Schrift darüber mitteilt: daß es zwölf Jahre unter fremder Herrschaft stand und im dreizehnten das Joch abschüttelte (Gen. 14,4); daß es wegen der Lasterhaftigkeit seiner Bewohner mit den übrigen Städten außer Segor zu Grunde ging (Gen. 19,20ff), und daß seitdem der Name Sodoma nun als Andenken an eine schlimme Entartung (Deut. 32,32; Is. 1,10) und ein furchtbares Gottesgericht (Jud. 7) gilt. –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 9, 1895, Sp. 476 – Sp. 477

siehe auch: Sodomie oder sodomitische (auch stumme) Sünde

Bildquellen

Tags: Judentum
Buch mit Kruzifix
Theophylakt
Buch mit Kruzifix
Honoratus

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Diener Mariens

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Diener Mariens – der Servitenorden Diener Mariens oder Serviten (offiziell Ordo Servorum B.M.V.), religiöser Orden, dessen Gründung nach den Worten Leo`s XIII. in der Heiligsprechungs-Bulle der sieben heiligen Väter und nach früheren Erklärungen Roms…
Buch mit Kruzifix

Berenike

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Berenike Berenike (Beronike) makedonische Form für Siegesträgerin, Name mehrerer Königinnen Ägyptens. – Außerdem: 1) Tochter des Ptolemäus II. Philadelphus, wurde 248 v. Chr. Zur Bekräftigung des eben geschlossenen Friedens dem syrischen König Antiochus II.…
Buch mit Kruzifix

Fideismus

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Fideismus Fideismus, auch Symbolofideismus, nannte sich die Anschauung der Professoren der 1877 gegründeten Pariser protestantischen theologischen Fakultät Louis Aug. Sabatier und Eugène Ménégoz (1838-1921) über das Verhältnis von Glaube und Dogma. Um die Religion…
Buch mit Kruzifix

Insordeszenz

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Insordeszenz Insordeszenz heißt die absolute Hartnäckigkeit der mit kirchlichen Zensuren belasteten Personen. Dieselbe ist vorhanden, wenn sie ein volles Jahr hindurch in denselben beharren und in keiner Weise sich der kirchlichen Schlüsselgewalt unterwerfen. Sie…
Buch mit Kruzifix

Templerorden

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Templerorden Templer, ein geistlicher Ritterorden, gestiftet von Hugo von Payns († 1136), der 1119 mit 7 französischen Rittern dem Patriarchen Warmund von Jerualem die 3 Ordensgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegte…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Laubhüttenfest

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Laubhüttenfest oder Sukkot Dirk Jansz van Santen: Jüdisches Laubhüttenfest, Bibelillustration (1682) Laubhüttenfest, so genannt nach seiner geschichtlichen Beziehung (Lv. 23, 34; Dt. 16, 13; Makk. 1, 18; Joh. 7, 2 u. Josephus), nach seiner landwirtschaftlichen Bedeutung „Fest der Einsammlung“ (Ex. 23, 16; 34, 22), das letzte der 3 jüdischen…
Buch mit Kruzifix

Hohepriester

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Hohepriester Hohepriester. An der Spitze des levitischen Priestertums stand der Priester zur Unterscheidung von den einfachen Priestern genannt „der Hohepriester“, „der Priesterfürst“, auch „der gesalbte Priester“, weil jeder Hohepriester mit dem heiligen Öl gesalbt wurde (vgl. Ex. 29,29; Lv. 8,12). Er unterschied sich von den Priestern 2. Ranges auch…
Buch mit Kruzifix

Schriftgelehrte

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Schriftgelehrte Jüdische Schriftgelehrte am Grab des Propheten Ezechiels Schriftgelehrte (Schreiber, Sekretäre) sind Juden, die sich berufsmäßig mit der Erforschung des Gesetzes beschäftigen. Als eigener Stand gesetzeskundiger Lehrer und Richter erscheinen sie seit Esdras, der den Späteren stets als Vater und Vorbild der Schriftgelehrsamkeit galt. Esdras war noch Priester und…
Buch mit Kruzifix

Philister

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Philister Philister (…), eine im Alten Testament oft genannte Völkerschaft, welche den Israeliten Jahrhunderte lang den Besitz des Westjordanlandes und die nationale Selbständigkeit streitig machte. Der Etymologie nach waren die Philister die Bewohner des nur bei den Dichtern des Alten Testamentes genannten Landes Pelescheth, des späteren Palästina, d. h.…
Buch mit Kruzifix

Karäismus

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Karäismus Karäer (= Schriftkundige oder = Anhänger der Schrift), jüdische Sekte, welche die rabbinische Tradition und damit den Talmud verwirft. Unrichtig ist, daß sie aus dem Sadduzäismus hervorgegangen seien, wenn sie sich auch sadduzäische Lehrmeinungen, soweit solche in der talmudischen Literatur noch vorhanden waren, zu eigen machten. Als Grund…
Buch mit Kruzifix

Feste der Juden im Altertum

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Feste bei den Juden: I. Feste der Juden im Altertum Außer dem Sabbat, dem Festabschluss einer jeden Woche, und den Neumonden, den Festen zu Beginn eines jeden Monats, ordnete das mosaische Gesetz zunächst noch drei jährliche Hauptfeste an, während welcher alle männlichen Israeliten beim Heiligtum zu erscheinen hatten: das…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner