A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T Ü V W Z

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Lessius

Lessius (Ley), Leonhard, SJ (seit 1572), scholastischer Theologe, * 1.10.1554 zu Brecht bei antwerpen, lehrte 1574-1581 Philosophie in Douai, studierte 1583-1584 in Rom Theologie unter Suarez, lehrte 1585 bis 1600 Theologie am Jesuitenkolleg zu Löwen, † ebd. 15.1.1623. Lessius litt lebenslang an einer schmerzlichen Krankheit, die er sich 1578 auf der Flucht vor den Geusen zuzog. Er war eng befreundet mit Lipsius; seine Schüler waren Kornelius a Lapide und G. De Coninck. Auf Anstiften des Bajus, den die Bekämpfung seiner verurteilten Lehre durch die Jesuiten erbitterte, zensurierte die Löwener theologische Fakultät 1587 (ebenso Douai 1588) 34 Thesen aus den heften des Lessius (3 über Inspiration der Hl. Schrift, 31 über Gnade und Prädestination). Im Auftrag Sixtus` V., der die angefochtenen Lehren des Lessius als „sanae doctrinae articuli“ bezeichnete, verbot Nuntius O.M. Frangipani 1588 gegenseitige Zensurierung. Anfechtbar war freilich der Satz, auch durch nachfolgende Approbation Gottes (inspiratio subsequens) könne ein Buch „Hl. Schrift“ werden. Weil aber Lessius nur die abstrakte Möglichkeit behauptete, so ist seine unrichtige Auffassung auch vom Vatikanum (Sess. 3, c. 2) wenigstens nicht direkt verurteilt worden. Seine Gnaden- und Prädestinationslehre, die in der Hauptsache mit Molina übereinstimmt (reiner Molinismus im Gegensatz zum Kongruismus), aber den schon „in actu primo“ vorhandenen Unterschied der wirksamen Gnade von der bloß hinreichenden wohl nicht deutlich genug hervortreten läßt, bietet das Werk De gratia efficaci, … de praedestinatione et reprobatione…. (Antwerpen 1610); es bereitete der Ordensleitung Schwierigkeiten und wurde auch von Bellarmin und Suarez als Vertretern der vorausgehenden absoluten Prädestination zur Seligkeit und der formellen Prädefinition aller guten Werke mißbilligt. Nach langen, für Lessius peinlichen Verhandlungen schrieb ein Dekret Aquavivas 14.12.1613 der Gesellschaft Jesu die Lehre der formellen Prädefinition vor, ohne sich über die Prädestination auszusprechen. Eine Erklärung unter Vitelleschi 7.6. 1616 nahm dem Dekret seine Schärfe; aber zu Lebzeiten Pauls V. konnte des Lessius` Werk nicht neu editiert werden (die unwesentlich veränderte Neuausgabe erschien in den Opuscula, Antwerpen 1626; zuletzt Paris 1878). Die apologetischen, dogmatischen, moraltheologischen (bes. rechtsphilosophischen und volkswirtschaftlichen Fragen) und aszetischen Schriften des Lessius zeichnen sich durch Kürze, Klarheit, Gründlichkeit und Salbung aus. Am bedeutendsten (meist in vielen Auflagen, teilweise mit zahlreichen Übersetzungen) sind: De justitia et jure ceterisque virtutibus card. (Löwen 1605; Migne, Curs. Theol. XV); Quae fides er religio sit capessenda (Antw. 1609; Migne, Curs. Theol. III); De providentia numinis et animi immortalitate (Antw. 1613, Paris 1880); De summo Bono et aeterna beatitudine hominis (Antw. 1616, Freiburg 1869); De perfectionibus moribusque divinis (sein Meisterwerk; Antw. 1620; Paris 1891). Nach seinem Tode erschien u.a. eine Sammlung seiner theologischen Vorlesungen und Lösungen von Gewissensfällen (Löwen 1645)… Franz von Sales lobte 1618 seine Prädestinationslehre; Alphons von Liguori schätzte ihn als Moralisten.

aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VI, 1934, S. 522-523

Tags: Jesuiten
Buch mit Kruzifix
Patriarch
Buch mit Kruzifix
Bartholomäusnacht

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Abendmahlsbulle

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Abendmahlsbulle Abendmahlsbulle, Sammlung von Exkommunikations-Sentenzen, ursprünglich aus wenigen Sätzen, im Laufe der Jahrhunderte erweitert und unter Pius V. zum kirchlichen Strafgesetz erhoben; zuletzt von den Päpsten nur noch am Gründonnerstag (daher Bulla in coena…
Buch mit Kruzifix

Migne

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Migne Migne, Jacob Paul, Publizist und verdienter Verleger, wurde am 25. Oktober 1800 zu St. Flour in der Auvergne geboren, machte seine Studien zu Orleans, versah eine Zeitlang eine Lehrstelle am Kolleg von Chateaudun…
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Rippel, Anton Gregor Rippel, Anton Gregor, Kontroversist, eine Stütze der älteren Restaurations-Bewegung im deutschen Katholizismus, * 10.6.1681 in Schlettstadt, † 6.1.1729 zu Fessenheim (Unterelsaß); 1700-15 Jesuit, seit 1719 Pfarrer von Fessenheim mit Filiale Nordheim.…
Buch mit Kruzifix

Jakobus der Ältere

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Jakobus der Ältere Jakobus der Ältere (wegen Mk. 15,40), Apostel, Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome (Mk. 15,40; vgl.Mt. 27,56), älterer Bruder des Evangelisten Johannes. Zusammen mit diesem berufen (Mt. 4,21). Mit Petrus…
Buch mit Kruzifix

Todesstrafe

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Todesstrafe Todesstrafe, die gewaltsame Zerstörung des Lebens eines Verbrechers durch Vollstreckung eines von der Obrigkeit gefällten Todesurteils. Daß die höchste Staatsgewalt das Recht dazu hat, ist im Alten Bund wiederholt ausgesprochen, im neuen Testament…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Friedrich von Spee

Orden und Ordensleute
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Friedrich von Spee Spee, (Spe), Friedrich von, SJ, bekannt als Dichter und als Vorkämpfer gegen die Hexenverfolgung, entstammte der bald nach ihm ausgestorbenen geldernschen Adelsfamilie der Spee von Langenfeld und wurde am 25. Februar 1591 zu Kaiserswerth bei Düsseldorf als Sohn des damaligen kurkölnischen Burgvogts und Amtmanns von Kaiserswerth…
Buch mit Kruzifix

Deharbe, Joseph

Biographie
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Deharbe Deharbe, Joseph, SJ (seit 1817), * 1.4.1800 zu Straßburg i. E., † 8.11.1871 zu Maria Laach. 1830-1836 und 1839 Professor der Rhetorik zu Brig, 1840-1841 Volksmissionar in der Schweiz und in Bayern, 1842-1845 Hilfs-Seelsorger in Cöthen (Anhalt), 1845 Rhetorik-Professor zu Freiburg im Schwarzwald, 1846 Regens und Pastoralprofessor am…
Buch mit Kruzifix

Hunolt, Franz

Biographie
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Hunolt Hunolt, Franz, SJ (seit 1709), Homilet, * 31.3.1691 zu Siegen, † 12. 9. 1746 zu Trier, hier 1724 bis 1743 Domprediger. Verfasste Sittenpredigten in volkstümlicher Sprache, mit treffenden Vergleichen, Sprichwörtern, anschaulicher, dem Leben entnommener Schilderung, geschickter Verwertung der Schrifttexte und reichhaltigem Stoff. Dogmatische Predigten und Lobreden lagen ihm…
Buch mit Kruzifix

Malagrida

Orden und Ordensleute
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Malagrida Malagrida, Gabriel, best verleumdeter Jesuit, war am 7. September 1689 im Dorfe Menaggio, im Gebiet von Mailand, geboren. Schon in früher Jugend trat er in die Gesellschaft Jesu (1711) und bewarb sich nach glänzend vollendeten Studien um die Verwendung in den Missionen. Durch seine dringenden Bitten bewogen, sendeten…
Buch mit Kruzifix

Saint-Jure, Johann Baptist

Biographie
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Saint-Jure Saint-Jure, Jean Baptist, SJ (seit 1604), * 19.2.1588 zu Metz, lehrte an Ordensschulen und war Oberer der Häuser in Amiens, Alençon, Orléans und (nach einem Zwischenaufenthalt in England) in Paris, † ebd. 30.4.1657. Einer der bedeutendsten geistlichen Schriftsteller der Gesellschaft Jesu, neben Alfons Rodriguez zu stellen, den er…
Buch mit Kruzifix

Croiset, Jean

Biographie
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Croiset Croiset, Jean, SJ (seit 1677), aszetischer Schriftsteller, * 28.8.1656 zu Marseille, † 31.1.1738 zu Avignon; lehrte Theologie in Marseille, war Rektor an verschiedenen Kollegien, Novizenmeister und Provinzial, als Seelenführer der hl. Margaretha von Alacoque zu Paray-le-Monial bahnbrechend für die Herz-Jesu-Andacht durch Fortsetzung des Werkes des sel. Claude de…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner