Antike

Archelaus

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Archelaus

Archelaus, Sohn Herodes’ des Großen, hatte mit seinem Bruder Antipas eine Samariterin Namens Malthace zur Mutter und war gleich diesem seinem Bruder in Rom erzogen worden (Jos. Antt. 17, 1, 3; 10, 1). nach dem zweiten Testament des Herodes (in dem ersten hatte er Antipas zum alleinigen Erben seiner Herrschaft bestimmt) sollte das Reich unter seine drei ihn überlebenden Söhne, nämlich unter Antipas als Tetrarch von Galiläa und Peräa, unter Philippus als Tetrarch von Trachonitis, Gaulonitis und Batanea und endlich unter Archelaus als König von Judäa, Samarien und Idumäa verteilt werden. Da aber Herodes die Gültigkeit seines Testamentes von der Bestätigung des Kaisers Augustus abhängig gemacht hatte, so enthielt sich Archelaus nach dem Tod seines Vaters anfänglich des königlichen Titels und der Herrschaft, und eine von den Juden bei Augustus gegen ihn erhobene Anklage wegen grausamer Ermordung von 3000 Menschen im Tempel, als die Juden nach Herodes’ Tod einen Aufstand erregten, sowie die Geltendmachung des ersten Testamentes von Seite des Antipas, der sich damals gerade in Rom aufhielt, nötigten ihn, die Bestätigung der im zweiten väterlichen Testament ihm zugedachten Herrschaft in eigener Person bei Augustus in Rom nachzusuchen (Antt. 17, 9, 3-7).

Das Ergebnis seiner Bemühungen war, daß ihm Judäa, Samaria und Idumäa nebst den Städten Cäsarea, Joppe und Sebaste vom Kaiser zuerkannt wurde – nur statt des königlichen Titels, der ihm indes der Kaiser auch künftig zu geben versprach, sobald er ihn dieser Ehre würdig erachte, sollte er vorerst bloß den Namen eines Ethnarchen führen (Antt. 17, 11, 4). Wenn darum Matth. 2, 22 dem Archelaus ein regnare zugeschrieben wird, so ist es nicht im strengen Sinn von königlicher Herrschaft zu fassen. Im zehnten Jahr seiner Regierung (759 R. C.; 6. Jahr aer. Dionys.; etwa 12 Jahre n. Chr.) ward Archelaus in Folge einer Anklage wegen tyrannischer Bedrückung von Augustus nach Rom gerufen, entthront, seiner Güter beraubt und nach Vienne in Gallien verbannt, woselbst er starb. (*) Judäa und Samaria aber wurden zur Provinz Syrien geschlagen und fortan von Prokuratoren verwaltet (Antt. 17, 13, 2. 3).

(*) Seine Grausamkeit und Willkür und seine 2. Ehe mit der Witwe Glaphyra seines Stiefbruders Alexander erbitterten seine Untertanen, so daß 6 n. Chr. eine Abordnung jüdischer und samaritanischer Aristokraten zur Beschwerde nach Rom ging, worauf der Kaiser ihn absetzte und nach Vienne verbannte. (Buchberger, Bd. 1, 1930, Sp. 615)

Archelaus, Bischof von Kaskar in Mesopotamien, syrischer Kirchenvater, lebte um 278 und war einer der entschiedensten Widersacher des eben aufkeimenden Manichäismus. Als Mani aus Persien nach Mesopotamien entkommen war, nötigte er denselben zu einer öffentlichen Disputation vor heidnischen Gelehrten, die er als Schiedsrichter geladen hatte, und bereitete ihm nach deren Urteil eine schmähliche Niederlage. Ebenso überwand er ihn, als derselbe sich zurückzog und mit einem Presbyter seiner Diözese leichteres Spiel zu haben glaubte. So war er die indirekte Ursache, daß Mani, zur Flucht genötigt, den persischen Soldaten in die Hände fiel und grausam getötet wurde (Eus. H. E. 7, 21; Socr. Hist. Eccl. 1, 22).

Den Inhalt dieser Disputationen brachte Archelaus in syrischer Sprache zu Papier; die Schrift wurde sehr bald ins Griechische übersetzt und weit verbreitet. In der 6. Katechese des hl. Cyrillus von Jerusalem (n. 21 sq.) findet sich ein Auszug daraus. Der größte Teil der Schrift ward von Valois nach einem Codex aus Bobbio in der Ausgabe des Sokrates, Paris 1678 ediert, vollständiger nach einer vatikansichen Handschrift zugleich mit mit Archelaus’ Briefen an den oben bezeichneten Presbyter von Zacagni unter dem Titel Acta disputat. Cum Manete, Romae 1698, wiederholt bei Migne, PP. gr. X, 1429. Die Echtheit dieser Texte, welche besonders Beaufobre (Hist. Crit. de Manichée et du Manichchéisme, Amst. 1734, I, 5) angezweifelt hat, ist schon dadurch bewiesen, daß Epiphanius (Haer. 66) dieselben fast ganz in sein werk aufgenommen hat. (Vgl. Hier., De vir. Ill. 72) –
Quelle: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 1, 1882, Sp. 1252 – Sp. 1253

Tags: Christentum, Heidentum, Judentum
Buch mit Kruzifix
Galiläa
Buch mit Kruzifix
Accaron

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Jurieu

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Jurieu Jurieu, Pierre, 3 Jahrzehnte lang der streitbarste und mächtigste Kontroversist des strengen Calvinismus gegen andere protestantische Richtungen und besonders gegen die katholische Kirche, * 24.12.1637 zu Mer (Dep. Loir-et-Cher), hier und in Vitry-le-Francois…
Buch mit Kruzifix

Sara

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Sara Sara, im Alten Testament 1. die Gemahlin des Patriarchen Abraham, war zugleich dessen Halbschwester, vom nämlichen Vater und einer andern Mutter geboren (Gen. 20,12). Die Annahme der Juden, sie sei identisch mit Jescha,…
Buch mit Kruzifix

Abendmahlsstreit

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Abendmahlsstreit Abendmahlsstreit, betraf die Art und Weise der Gegenwart und Vergegenwärtigung des Leibes und Blutes Christi in der Eucharistie. I. Erster Abendmahlsstreit. Bei dem im 9. Jahrhundert entstandenen sog. 1. Abendmahlsstreit zwischen Paschasius Radbertus…
Buch mit Kruzifix

Eutyches

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Eutyches Eutyches, Irrlehrer, * 378, Mönch, später Archimandrit eines großen Klosters (300 Mönche) bei Konstantinopel. Gestützt auf die kaiserliche Macht und blindes Werkzeug des Patriarchen Dioskur I. von Alexandrien, kämpfte er leidenschaftlich gegen alle…
Buch mit Kruzifix

Karäismus

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Karäismus Karäer (= Schriftkundige oder = Anhänger der Schrift), jüdische Sekte, welche die rabbinische Tradition und damit den Talmud verwirft. Unrichtig ist, daß sie aus dem Sadduzäismus hervorgegangen seien, wenn sie sich auch sadduzäische…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Sadduzäer

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Sadduzäer Sadduzäer, nach den Pharisäern die wichtigste jüdische Partei zur Zeit Jesu. Ihr Ursprung und Wesen sind nicht völlig geklärt. Gewöhnlich wird der Name Sadduzäer vom Hohenpriester Sadok (2. SM. 8,17) hergeleitet, dessen Geschlecht, „die Söhne Sadoks“ (Ez. 40,46 usw.; Sir. 51,12H), seit Salomon bis 175 v. Chr. die…
Buch mit Kruzifix

Makkabäerbücher

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Makkabäerbücher II. Makkabäerbücher 1) Die kanonischen (bei Juden und Protestanten aber für apokryph geltend): Das 1. Buch der Makkabäer behandelt nach kurzem Rückblick auf Alexander und die Gründung des Seleukiden-Reiches (1, 1-10) die jüdische Geschichte vom Regierungsantritt des Antiochus Epiphanes (175) bis zum Tod des Simon (134). Es ist…
Buch mit Kruzifix

Galerius

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Galerius römischer Kaiser und Christenverfolger Galerius, eigentlich Cajus Galerius Valerius Maximianus, römischer Kaiser. Illyrier von niederer Herkunft, tüchtiger Soldat und Heerführer, aber von barbarischen Sitten, fanatischer Heide und Christenfeind. Diokletian machte ihn 1.3.293 zum Cäsar und Mitregenten für den Orient und gab ihm seine Tochter Valeria zur Frau. Galerius…
Buch mit Kruzifix

Bar-Kochba

Antike
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Bar-Kochba Bar-Kochba, das bekannte Haupt eines jüdischen Aufstandes unter dem römischen Kaiser Hadrian. Nachdem die Versuche der Juden, für die Zerstörung ihres Tempels und ihrer Selbständigkeit Rache zu nehmen, unter Trajan blutig zurückgewiesen waren, glaubten sie unter dem wohlwollenden und in Selbsttäuschung befangenen Hadrian die günstige Gelegenheit gefunden zu…
Buch mit Kruzifix

Moloch

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Moloch Moloch (= Schande) statt Melek (=König) in hebräischer, oder Malk, Milk in phönizischer Aussprache), semitische Gottheit, die dem kanaanitischen Baal, dem ammonitischen Milkom und dem moabitischen Chamos entspricht. Ihr wurden Menschenopfer (besonders Kinder) datgebracht. Obgleich solche Opfer den Israeliten unter Todesstrafe verboten waren (Lv. 18, 21; 20, 2-5),…
Buch mit Kruzifix

Palästina

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Palästina Palästina heißt mit seinem späteren, allgemein üblichen Namen das den Israeliten von Gott verheißene und übergebene Land. Es wurde nämlich der Name des südwestlich von dem israelitischen Gebiet an der Meeresküste gelegenen Landes der Philister (Peleschet (assyr. Palaschtu, ägypt. Puluschta), von den Griechen und Römern auch auf das…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner