Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Paulizianer

Paulizianer, Sekte im byzantinischen Kaiserreich, die den Dualismus und eine rein geistige, auf dem Evangelium gebaute Kirche lehrte. Verwandtschaft mit dem Marcioniten und Archontikern ist vorhanden, eine ursächliche Verbindung mit ihnen aber nicht nachweisbar. Zusammenhang mit dem Manichäismus stritten die Paulizianer selber heftig ab. Die Gottheit Christi wurde geleugnet, Christus als von Gott an Sohnes Statt angenommener Engel erklärt; das Alte Testament und die Petrusbriefe wurden abgelehnt, Hierarchie, Mönchtum und Sakramente verworfen, an Stelle des Kreuzes die Verehrung des Evangeliums gesetzt und Christi Worte geistig als Taufe und Abendmahl gedeutet. Die Mitglieder bezeichneten sich als „Christen“ und die Katholiken als „Romäer“. Paulizianer wurden sie wegen ihrer Hochschätzung des Apostels Paulus genannt, aus dessen Schriften sie die Namen für ihre Vorsteher (z.B. Sergius = Tychikus; Symeon = Titus, Gegneseus = Timotheus) und Gemeinden (z.B. Mananalis = Achaja, Kibossa = Mazedinien) entnahmen. Gründer war der syrische Diakon Konstantin (= Silvanus) aus Mananalis bei Samosata um die Mitte des 7. Jahrhunderts; die erste Gemeinde entstand in Kibossa (Nord-Armenien). Nach vielerlei Verfolgungen übernahm der energische Sergius (Tychikus) die Leitung, nachdem er seinen Vorgänger, den zynischen Baanes (†801), gestürzt und mit den anständigeren Elementen (Sergioten) dessen Anhänger (Baaniten) nieder geworfen hatte. Kaiser Nikephorus (802-11) bediente sich der Hilfe der sehr kriegerischen Paulizianer. Neue Verfolgungen ließen die Sekte sich den Arabern anschließen und mit ihnen das byzantinische Reich bekämpfen. Im 10. Jahrhundert gewannen die Paulizianer Sitze und Anhänger in Bulgarien, wo sie sich mit den Bogumilen zusammen taten; die Kreuzzüge brachten ihre Lehre ins Abendland. In Armenien fanden sie Nachfolger in den Thondraziern. Als selbständige Sekte hörten sie seit dem 12. Jahrhundert auf. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VIII, 1936, Sp. 26 – Sp. 27

Tags: Häretiker
Buch mit Kruzifix
Bogumilen
Buch mit Kruzifix
Noailles

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Jesuitenmoral

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Jesuitenmoral Jesuitenmoral, ein hauptsächlich durch den Jansenismus eingeführtes Schlagwort. Um die Sittenlehre und Praxis des Ordens verächtlich zu machen, schrieben Ant. Arnauld sein Théologie morale des Jésuites (Paris 1643, anonym), sein Freund Pascal die…
Buch mit Kruzifix

Nektarius

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Nektarius Nektarius, * 1605 auf Kreta, Mönch auf dem Sinai, 1661 griechischer Patriarch von Jerusalem, resignierte 1669, † 16.1676 von Jerusalem, Sprachen kundig, weitgereist, kritisch gegen Photius, bekämpfte aber selbst mit Fabeln den römischen…
Buch mit Kruzifix

Dionysius

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Dionysius Dionysius, hl., Papst 22. 7. 259-268; Grieche, vorher römischer Presbyter, stand als solcher in Sachen der Ketzertaufe mit Dionysius von Alexandria in brieflichem Verkehr (Eusebius, HE VII 5,6). Sein Pontifikat verlief unter Gallienus,…
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Joseph von Arimathäa In der Mitte ist Josef von Arimathäa dargestellt, wie er den Leichnam Jesu hält Joseph von Arimathäa, im Neuen Testament ein reicher und frommer Israelit, dem das Vorrecht zufiel, Jesu die…
Buch mit Kruzifix

Diokletian

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Diokletian römischer Kaiser und Christenverfolger Diokletian, Cajus Aurelius Valerius, römischer Kaiser, * bei Saloma (Dalmatien), arbeitete sich im Militärdienst zum Comes domesticorum empor, 17.9.284 zu Chalcedon von den Offizieren zum Kaiser ausgerufen. Schon 1.4.286…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Wiclif

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Wiclif Wiclif (Wyclif), John v., der bedeutendste der sog. Vorläufer der Reformation, *um 1320 (1324?) zu Wicliffe oder Spreswell (Grafschaft Yorck) aus alt-sächsischem Adel, †13.12.1384 zu Lutterworth; studierte seit 1344/45 an der Universität Oxford unter den „Boreales“ als Schüler des Th. Bradwardine, ward Mag. Artium, Baccalaureus theol. und Vorstand…
Buch mit Kruzifix

Tyrrell

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Tyrrell Tyrrell, George, einer der hervorragendsten Theoretiker des Modernismus, * 6.2.1861 zu Dublin, † 15.7.1909 zu Storrington. I. Leben und Werke. Von Geburt Anglikaner, konvertierte Tyrrell 1879, wurde 1891 Jesuit, 1891 Priester und 1894 Professor der Moraltheologie im Scholastikat zu Stonyhurst, musste aber wegen Übereifers in seinen thomistischen Meinungen…
Buch mit Kruzifix

Ursacius

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ursacius Ursacius, Bischof von Singidunum (Belgrad), mit seinem Freund Valens, dem Bischof von Mursa (esseg), Führer der abendländischen Arianer (Eusebianer), † nach 371; Schüler des Arius (Athanasius, Ep. ad. Episc. Aegypti 7), wohl während dessen Verbannung in Illyrien. Ursacius und Valens waren schon 335 auf der Synode von Tyrus…
Buch mit Kruzifix

Fraticellen

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Fraticellen Fraticellen. Etymologisch soviel wie Brüderchen, hat das Wort nicht immer häretischen Sinn. Das älteste päpstliche Dokument, das den Ausdruck in der Bedeutung von Häretiker gebraucht, ist die Bulle Johannes XXII. v. 30.12.1317 (BullFranc V 134) gegen die spiritualistischen Anhänger des Angelus von Cingoli. Andere dort gebrauchte Namen sind:…
Buch mit Kruzifix

Doketen

Gnostiker
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Doketen Doketen, zusammenfassender Name für einen vielgestaltigen christologischen Irrtum. Gemeinsam ist den Doketen der Ausgangspunkt: Die Materie ist böse, Ursache der Sünde, kann deshalb nicht in hypostatischer Verbindung mit dem Sohn Gottes treten. Aus Irenäus ergibt sich für das Ende des 2. Jahrhundert ein vierfache Form der Irrlehre: 1)…
Buch mit Kruzifix

Coligny

Calvinisten
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Coligny Coligny, altes französisches Adelsgeschlecht, dem u.a. die 3 zum Calvinismus übergetretenen Brüder entstammen: 1) François, Sieur d`Andelot, General, *1521, † 27.51569; bekannte sich seit 1553 zum Calvinismus. – J. De Laborde (Par. 1886) 2) Gaspard, Sieur de Châtillon, Admiral von Frankreich, * 16.2.1519 auf Schloß Châtillon-sur Loing (Dep.…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner