A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T Ü V W Z

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Emser Kongreß

Emser Kongreß, Zusammenkunft der Gesandten der Erzbischöfe Friedrich Karl J. v. Erthal v. Mainz, Maximilian Franz v. Köln, Klemens Wenzelsaus v. Trier und Colloredo v. Salzburg in Bad Ems Sommer 1786, um die Rechte ihrer Erzbischöfe gegenüber Rom festzustellen und sich über ein innerkirchlichen Reformprogramm zu verständigen. Die geistlichen Höfe hatten sich dem Einfluß gallikanischer, febronianischer und aufklärerischer Ideen nicht verschlossen. Bereits 1769 hatten die damaligen 3 rheinischen Erzbischöfe in Koblenz 31 Gravamina gegen die Kurie aufstellen lassen. Die Errichtung einer Nuntiatur in München bildete die Veranlassung zu dem viel bedeutenderen Emser Kongreß. Kurfürst Karl Theodor v. Bayern empfand es unangenehm, daß seine weit ausgedehnten Lande (Bayern, Pfalz, Jülich, Berg) unter Bischöfen standen, die ihm nicht untertan, sondern als Reichsfürsten koordiniert waren. Seine Bemühungen, von den betreffenden Bischöfen die Ernennung besonderer Generalvikare für seine Gebiete zu erlangen, waren vergeblich, ebenso sein gesuch an Pius VI. um Errichtung eigener Bistümer für seine Territorien. Dagegen willigte der Papst 1785 ein, für die Lande des Kurfürsten eine Nuntiatur in München zu errichten. Mai 1786 traf Zoglio mit Jurisdiktions-Rechten versehen dort ein. Die genannten 4 Erzbischöfe fühlten sich durch die konkurrierende Gerichtsbarkeit des Nuntius beeinträchtigt und schlossen sich, ermutigt durch ein Reskript Josephs II. vom Oktober 1785, zu gemeinsamem Widerstand zusammen. 25.8.1786 unterzeichneten ihre Gesandten die Emser Punktation mit 23 Artikeln. Der Papst sei zwar Oberhaupt und Mittelpunkt der ganzen Kirche und besitze von Gott die hierzu notwendigen Jurisdiktion, aber er müsse sich mit jenen Rechten begnügen, die er vor den pseudiisidorischen Dekretalen gehabt habe. Die Bischöfe seien berechtigt, den auf jenen Dekretalen beruhenden Übergriffen der Kurie ein Ende zu machen; denn als Nachfolger der Apostel besäßen auch sie von Gott eine unbeschränkte Binde- und Lösegewalt über ihre Diözesanen. Daraus zog man die Folgerungen: die Appellationen nach Rom mit Übergehung der Bischöfe und die Exemtionen sind aufzuheben; die Verbindung der Klöster mit auswärtigen Obern ist zu lösen; die Nuntiaturen sind abzuschaffen; die Quinquennal-Fakultäten sind nicht mehr von Rom zu begehren, sondern die Bischöfe haben von selbst das recht, vom Abstinenz-Gebot, von Ordens-Gelübden, Ehehindernissen usw. zu dispensieren; die Schreiben der Kurie unterliegen dem Placet der Bischöfe, das Pfründen- und Prozeß-Wesen ist zu Gunsten der Bischöfe umzugestalten usw. Die Erzbischöfe übersandten diese Artikel dem Kaiser. Doch Joseph II. hielt sich im Gegensatz zu seinen früheren Auslassungen zurück und riet, sich vorerst mit ihren Suffraganen zu verständigen. Unter diesen hatte sich aber bereits unter Führung des Fürstbischofs Limburg-Stirum v. Speyer eine Partei gegen die Emser Verbündeten gebildet, die eine Ausdehnung der Metropolitan-Rechte befürchtete und verhindern wollte Eine Einigung der deutschen Kirche stellte sich als unmöglich heraus. Doch gaben die Erzbischöfe,von denen inzwischen besonders Max Franz mit dem Kölner Nuntius Pacca in heftigem Streit geraten war, ihre Absichten noch nicht auf, wenn auch 1787 der Mainzer, der in Ems mit dem Salzburger am entschiedensten aufgetreten war, sich unter preußischer Vermittlung vorübergehend mit der Kurie geheim zu verständigen suchte. Seit 1788 bemühte man sich um einen Reichstags-Beschluß über Verbot der Nuntiaturen; die Verhandlungen wurden aber durch einen vermittlungs-Versuch Preußens, der an der Ablehnung der Kurie scheiterte, verzögert; dann brach die Front der Erzbischöfe durch den Rücktritt des Trierers von der Emser Punktation (Febr. 1790) auseinander. Auch Köln und Salzburg begannen einzulenken. Die Revolutions-Kriege, die 1794 zur Vertreibung der rheinischen Erzbischöfe aus ihren Residenzen führten, machten dem Streit für immer ein Ende.

aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, S. 669-670

Tags: Liberalismus
Buch mit Kruzifix
Pacca
Buch mit Kruzifix
Pistoia

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Limbus

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Limbus Limbus heißt der Aufenthaltsort für die ohne persönliche Schuld zum Eintritt in den Himmel unfähigen Seelen der Verstorbenen. – Da selbst die höheren Geister von Gott zur körperlichen Welt in gewisse Beziehungen gesetzt…
Buch mit Kruzifix

Albornoz

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Albornoz Albornoz, Ägidius Alvarez, „das größte politische Genie, das die spanische Rasse hervor gebracht“ (M. Pelayo), der zweite Begründer des Kirchenstaates, * um 1300 zu Cuenca in Spanien, † 23.8.1367 bei Viterbo. Stammend aus…
Buch mit Kruzifix

Hunolt, Franz

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Hunolt Hunolt, Franz, SJ (seit 1709), Homilet, * 31.3.1691 zu Siegen, † 12. 9. 1746 zu Trier, hier 1724 bis 1743 Domprediger. Verfasste Sittenpredigten in volkstümlicher Sprache, mit treffenden Vergleichen, Sprichwörtern, anschaulicher, dem Leben…
Buch mit Kruzifix

Dreikapitelstreit

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Dreikapitelstreit Dreikapitelstreit, ein Nachspiel des nestorianischen und monophysitischen Kampfes im 6. Jahrhundert. Um die Monophysiten zu gewinnen, erließ Kaiser Justinian I 543 ein Edikt gegen die „3 Kapitel“: 1) die Person und die Schriften…
Buch mit Kruzifix

Nisan

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Nisan Nisan, jüdischer Monat. Monat im Sinne des israelitischen Mondmonats (=29-30 Tage) ist die Zeit von einem Neumond zum anderen, aber nicht astronomisch, sondern vom 1. Wieder-Sichtbarwerden der Mondsichel verstanden. Daher bezeichnet das Wort…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Kölner Wirren

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Kölner Wirren Kölner Wirren. Droste von Vischering hatte vor seiner Wahl auf eine Anfrage der Regierung erklärt, er „werde sich wohl hüten“, die „gemäß dem Breve“ Pius VIII. v. 25.3.1830 zwischen Bunsen und Erzbischof Spiegel 19.6.1834 getroffene Übereinkunft bezüglich der gemischten Ehen, der auch die Bischöfe von Trier, Paderborn…
Buch mit Kruzifix

Laizismus

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Laizismus Laizismus. Das Wort ist aus dem französischen Sprachgebrauch zu erklären. Die weltliche Schule wird in Frankreich seit dem Schulgesetz vom 10.10.1886 als Ecole laïque bezeichnet; die Weltanschauung, die nicht nur hinter diesem Gesetz steht, sondern das gesamte staatliche Leben der Dritten Republik beherrscht, wird als laïcism, laïcité (foi…
Buch mit Kruzifix

Güntherianismus

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Güntherianismus Güntherianismus, Günthers System unterscheidet sich von der Kirchenlehre (vgl. Denzinger 1655ff, 1801ff (dazu CollLac VII 86a) und 1816ff (CollLAc VII 88a)) besonders in 3 Punkten: a) Günther wollte durch eine neue Philosophie den modernen Pantheismus überwinden, was die auf die griechische Spekulation begründete (nach Günther „semipantheistische“) Philosophie der…
Buch mit Kruzifix

Günther

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Günther Günther, Anton, Begründer der sogenannten Wiener theologischen Schule und des Güntherianismus, *17.11.1783 zu Lindenau (Böhmen), †24.2.1863 zu Wien; studierte Philosophie und Rechte in Prag (Schüler Bolzanos) und (auf Rat des hl. Klemens Maria Hofbauer) Theologie in Raab; 1821 Priester, 1822-24 Jesuitennovize, 1824 bis 1863 Privatgelehrter in Wien, bis…
Buch mit Kruzifix

Amerikanismus

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Amerikanismus Amerikanismus, eine durch J. Th. Hecker, den Gründer der Paulisten, propagierte, Ende des 19. Jahrhunderts auch in Europa schriftstellerisch vertretene Reformbewegung innerhalb der katholischen Kirche. Ihr Ziel ist Versöhnung von Kirche und modernem Zeitgeist, negativ durch ein diskretes Zurückstellen des dem Außenstehenden Anstößigen, positiv durch eine möglichst weitherzige…
Buch mit Kruzifix

Modernismus

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Modernismus Das Wort Modernismus enthält als solches noch keine Beziehung zu Religion und Christentum, sondern besagt eigentlich nur eine gewisse Vorliebe für das Neuzeitliche, für das Moderne im, gesamten Umfang der menschlichen Kultur. Dieser allgemeine Gebrauch des Ausdruckes lässt sich bis ins 16. Jahrhundert nachweisen (vgl. DictThéolCath X 2012).…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner