Bischof

Paulinus von Nola

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Paulinus von Nola

Paulinus (Pontius Meropius Anicius), Bischof von Nola, heilig, * 353/54 zu Bordeaux, † 22.6.431; aus christlicher Senatorenfamilie, schon als Kind dem hl. Felix von Nola befohlen, Schüler und Freund des Ausonius, mit dem er später noch in Briefwechsel stand (vgl. a. Puech, Paris 1888); gelangte rasch zu hohen weltlichen Ehrenstellen (Statthalter v. Kampanien), wurde nach reichster akademischer und gesellschaftlicher Bildung, getragen von christlichen Hochzielen, um 390 vom hl. Bischof Delphinus v. Bordeaux getauft. Auch mit den heiligen Bischöfen Martin von Tours, Ambrosius von Mailand, Viktrizius von Rouen wie mit dem hl. Papst Anastasius I (vgl. Paulini Ep. XX 2) war er befreundet. Nach dem Tod seines Söhnchens begab er sich 390-94 nach Spanien, schenkte seinen ungeheuren Besitz beinahe ganz den Armen, weshalb ihn die heiligen Augustinus (Ep. 27),Hieronymus (Ep. 53,58 u. 85) und Martin von Tours feierten. Um 394 ward er an Weihnachten zu Barcelona vom verehrenden Volk zum Empfang der Priesterweihe genötigt. Nach einem Aufenthalt in Rom 394/95, wohin er auch später als Bischof alljährlich zum Hochfest der Apostelfürsten pilgerte, ließ er sich mit seiner ihm ebenbürtigen spanischen Gattin Theresia ständig zu Nola in dem von ihm gegründeten Heim für Mönche und Arme beim Heiligtum des hl. Felix nieder. Hier führte er in selbstgewählter Armut ein strenges Aszeten- und Mönchsleben, setzte aber seine großmütige Freigebigkeit aus seinem Eigentumsrest fort (Wasserleitung für Nola, Bau der Basiliken von Fondi und Nola usw.). Um 409 wurde er zum Bischof gewählt. Während des Goteneinfalls in Kampanien unter Alarich war er selbst auch festgenommen (Augustinus, De civ. Dei I, 10), ein Tröster und Schirmer jener Gegend (vgl. auch die bei Gregor d. Gr., Dial. III, 1 erzählte Opfertat, die geschichtlich am ehesten auf Bischof Paulinus III v. Nola zutrifft; vgl. ActaSS Junii V 1876, 197/200) Sein Leib, ursprünglich am Grabe des hl. Felix in der Kathedrale zu Nola bestattet, kam in der Langobarden-Zeit nach Benevent, von dort unter Kaiser Otto III. für seine Adalbertus-Kirche um 1000 nach Rom (= S. Bartolomeo all`Isola) und wurde auf Veranlassung Pius` X. 1908 der Kathedrale von Nola zurück gegeben. Fest 22. Juni (siehe den Beitrag: Der heilige Paulinus Bischof von Nola); in Nola am 26. Juni volkstümlicher Paulinus-Umzug. Seine hohe Tugend gewann ihm schon zu Lebzeiten allgemeine Bewunderung, Liebe und den Ruf eines Heiligen und einen großen hoch geistigen Freundeskreis. Von seinen Schriften sind nur 49 Briefe an Freunde und 33 Gedichte erhalten. Aus ihnen spricht die liebenswürdige, frei von allen irdischen Banden nach oben strebende, edel veranlagte Natur des Heiligen, aber auch feiner Formensinn und stilistischen Gewandtheit, di zuweilen gesucht und überladen erscheint. Während die geretteten, einem fromm. Beseligten, dichterischen Gemüt entstammenden Schriften des Paulinus für die theologische Lehrentwicklung und ihre Geschichte nur wenig bieten, bergen sie wertvolle Züge aus dem damaligen liturgischen und außer-liturgischen Kirchenausstattung mit volks-unterrichtenden Bildern usw. Paulinus erweist sich als liebehellen Beobachter des Volkslebens. Überhaupt will Paulinus als gläubiger Dichter durchaus wahr und treu zeichnen und singen. Ein schönes Bild vom Sterben des hl. Paulinus hinterließ der Augenzeuge Uranius (MignePL 52, 859/66).

aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VII, 1935, S. 22-23

Buch mit Kruzifix
Priscillian
Buch mit Kruzifix
Bogumilen

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Abrahamiten

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Abrahamiten Abrahamiten, 1. eine Sekte des neunten Jahrhunderts, welche die Gottheit Christi leugnete; sie erhielt den Namen von ihrem Haupt Abraham von Antiochien und war in Syrien weit verbreitet. – 2. Deisten in Böhmen,…
Buch mit Kruzifix

Annunziaten

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Annunziaten Annunziaten, Orden von der Verkündigung Mariä: 1. Französische Annunziatinnen, von der hl. Johanna von Valois, der verstoßenen Gemahlin Ludwigs XII. v. Frankreich, aus ihrem Abfindungsgut in Bourges als beschaulichen Büßerinnen-Orden 1501 gegründet und…
Buch mit Kruzifix

Belial

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Belial Belial (Unnütz) = Nichtsnutzigkeit, Schlechtigkeit, Bosheit; daher sind „Söhne Belials“ nach semitischem Sprachgebrauch nichtswürdige Leute (Richt. 19, 22); torrentes Belial = verderbliche Ströme (2. Sm. 22, 5). Alleinstehend = Böser, Verderber (Job 34,…
Buch mit Kruzifix

Tempelweihe

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Tempelweihe oder Chanukka Tempelweihe oder Chanukka (=Einweihung, vgl. Nehemias. 12, 27), das 8-tägige Fest der Tempelweihe, beginnend am 25. Kislev (Dez.), eingesetzt nach dem Sieg über die Syrer 165 zum Andenken an die Reinigung…
Buch mit Kruzifix

Investiturstreit

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Investiturstreit Investiturstreit, der Streit um die Frage, wer in die kirchlichen Stellen, besonders die höheren, zu investieren, sie durch symbolische Verleihung zu besetzen habe. Nach altem römischen Kirchenrecht ging der Bischof aus der Wahl…

Weitere Lexikon-Beiträge

Es wurden keine Ergebnisse gefunden.
Consent Management Platform von Real Cookie Banner