Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Makkabäerbücher

II. Makkabäerbücher

1) Die kanonischen (bei Juden und Protestanten aber für apokryph geltend):

Das 1. Buch der Makkabäer behandelt nach kurzem Rückblick auf Alexander und die Gründung des Seleukiden-Reiches (1, 1-10) die jüdische Geschichte vom Regierungsantritt des Antiochus Epiphanes (175) bis zum Tod des Simon (134). Es ist anscheinend zwischen 120 und 100 v. Chr. verfaßt, ursprünglich hebräisch geschrieben (siehe Hieronymus in Prolog. Galeatus), erhalten in griechischer Übersetzung, aus der die weiteren Versionen stammen.

Das 2. Buch der Makkabäer enthält zunächst 2 oder 3 Schreiben (2,1-2,18), worin die ägyptischen Juden zur Mitfeier des Tempelweihfestes ermuntert werden; das eigentliche Buch, das sich als Auszug aus dem Werk eines Jason v. Cyrene ausgibt (2, 23), greift zurück auf den versuchten Tempelraub des Heliodor (um 176) und schließt mit des Judas Sieg über Nikanor (160). Jasons Werk entstand wahrscheinlich vor 1. Makk., aber 2. Makk (das Werk des Epitomators) entstand viel später, vielleicht zur Zeit Philos. –

1. Makk. unterscheidet sich von 2. Makk. In Stil und Darstellung erheblich. Während jenes von einem begabten Geschichtsschreiber stammt, der den verwickelten Stoff souverän beherrscht und die Ereignisse klar und nüchtern darstellt, ist dieses als Erbauungsbuch für hellenistische Juden entstanden; der Hauptnachdruck wird auf den religiösen Pragmatismus gelegt, auf das wunderbare Eingreifen Gottes, wodurch der Bestand des jüdischen Staates und Kultus gerettet wird. Für die Vorgeschichte der Makkabäer-Erhebung ist immerhin 2. Makk. als fast einzige erhaltene Quelle sehr wichtig (Kap. 3-g6). Bedeutend sind auch die Märtyrer-Berichte (Kap. 6 u. 7) und die Bezeugung der Lehre der Schöpfung aus Nichts (7, 28), der leiblichen Auferstehung (7, 11; 12, 43; 14, 46), des Gebetes für die Verstorbenen (12, 43-f5) und der Fürbitte der Heiligen (15, 12-16). –

Zur Chronologie.

Die Makkabäerbücher datieren nach Jahren der Seleukiden; der Anfang dieser Ära wird aber in Syrien und Babylonien verschieden angesetzt (Herbst 312 bzw. Frühling 311). Weitere Unsicherheit ist dadurch entstanden, daß ein gewisses Interregnum vor der Thronbesteigung des Antiochus Epiphanes stattfand. Dadurch werden auch die Daten seiner Nachfolger schwer aufs Jahr bestimmbar.

2) Die apokryphen:

Das 3. Buch der Makkabäer erzählt eine angeblich unter Ptolemäus IV. (221 bis 204) stattgefundene Verfolgung der ägyptischen Juden und deren wunderbare Rettung. Das Werk scheint eine Judenverfolgung unter Ptolemäus VII Euergetes Physkon (145 bis 117) mit Legenden aus früherer Zeit vermengt zu haben (Josephus, Gegen Apion 2, 5). Es entstand wohl um das 1. vorchristliche Jahrhundert in griechischer Sprache. Das 4. Buch der Makkabäer „Über die Herrschaft der Vernunft“ behandelt vornehmlich das Martyrium des Eleazar und der Makkabäischen Brüder und ihrer Mutter in populär-philosophischer-apologetischer Weise. Unter „frommer Vernunft“ versteht der Verfasser den durch die Thora erleuchteten Verstand und Willen (5, 6 u. 10 u. 22; 7, 9 u. 21 u. 24). Die Schrift entstand wohl im 1. Jahrhundert n. Chr. und wurde lange fälschlich dem Josephus zugeschrieben (Eusebius, HE III 10, 6; Hieron., De viris ill. 13) und öfters mit seinen Werken gedruckt (z. B. in dtsch. Übersetzung in H. Clementz, Des Flav. Josephus kleinere Schriften 1901, 205/48). Als Vorlage benutzte der Verfasser eher das Werk des Jason v. Cyrene als die Kap. 3 u. 6f von 2. Makk. Religionsgeschichtlich ist das 4. Makkabäerbuch als Vorlage für die frühchristlichen Apologeten sehr wertvoll. Das 5. Buch der Makkabäer ist arabisch erhalten (Text mit lateinischer Übersetzung in Waltons Polyglotte). Der Urtext war hebräisch und ein Teil der Weltgeschichte des Josippon. Das Werk gibt eine sehr fehlerhafte Schilderung der ganzen Hasmonäerzeit. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VI, 1934, Sp. 816 – Sp. 818

Tags: Judentum
Buch mit Kruzifix
Ptolemäer
Buch mit Kruzifix
Menelaus

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Geißler

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Geißler Geißler oder Flagellanten, auch Kreuzbrüder (Flagellarii, Flagellatores, Cruciferi), anfangs von ernstem Pathos durchdrungene schwärmerische Laien aller Stände und jeden Alters, welche die „disciplina flagelli“ (Geißelung) von den Klöstern auf die Straße trugen und…
Buch mit Kruzifix

Sabbathianer

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Sabbathianer Sabbathianer. Sabbathai Zewi, kabbalistischer Schwärmer, * 1626 in Smyrna, gab sich im Jahre 1648, dem vom Sohar (Kabbala) prophezeiten Anfang des Erlösungsjahres, als Messias aus. Deswegen vom Rabbinat seiner Heimat exkommuniziert und ausgewiesen,…
Buch mit Kruzifix

Utilitarismus

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Utilitarismus Utilitarismus, Nützlichkeitsmoral, die das Sittliche dem Nützliche gleich setzt: sittlich gut ist, was nützt, sittlich schlecht, was schadet (Utilitäts-Prinzip). Dabei kann bald der Nutzen des Einzelnen, bald jener der Gemeinschaft (Familie, Volk, Staat,…
Buch mit Kruzifix

Fraticellen

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Fraticellen Fraticellen. Etymologisch soviel wie Brüderchen, hat das Wort nicht immer häretischen Sinn. Das älteste päpstliche Dokument, das den Ausdruck in der Bedeutung von Häretiker gebraucht, ist die Bulle Johannes XXII. v. 30.12.1317 (BullFranc…
Buch mit Kruzifix

Blutbruderschaften

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Blutbruderschaften Religiöse Genossenschaften vom kostbaren Blut – Blutbruderschaften Die große Verehrungswürdigkeit des kostbaren Blutes rief in der Kirche einen scharf ausgeprägten und weit verbreiteten Kult desselben hervor. 1. Zunächst ist es die Kongregation der…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Semiten

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Semiten Semiten, die große Familie der Völker, die nach Gn. 10, 22ff von Sem abstammen und ursprünglich dieselbe Sprache redeten wie die zu Sems Nachkommen zählenden Hebräer. Nach Gn. 11, 2 kamen sie aus dem Osten nach Babylonien und bevölkerten den Südwesten Asiens. In Babylonien übernahmen sie den von…
Buch mit Kruzifix

Nehemias

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Nehemias Nehemias, im A.T. 1. eines von den Familienhäuptern, welche mit Zorobabel und Josue aus der Gefangenschaft in Babylonien nach Jerusalem zogen (2.Esdr. 7, 7). – 2. der Sohn Azbocs, ein angesehener Mann aus Bethsur, der sich beim Wiederaufbau der Mauer von Jerusalem hervortat (2. Esdr. 3, 16). –…
Buch mit Kruzifix

Samaritaner

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Samaritaner Die nichthellenistischen Bewohner dieser Landschaft (Samaria) bezeichnet man als Samaritaner. 1) Geschichte: Die im Jahr 722 von dort deportierten Israeliten wurden durch Kolonisten aus verschiedenen Gegenden des Assyrerreiches ersetzt (2. Kg. 17, 24), welche mit dem im Land zurück gebliebenen Teil der einheimischen Bevölkerung verschmolzen. Da unter den…
Buch mit Kruzifix

Esdras

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Esdras Esdras („Hilfe“), Esra, Ezra, jüdischer Schriftgelehrter und Priester aus der Familie des Hohenpriesters Saraias, den Nebuchodonosor hatte hinrichten lassen (2. Kg. 25, 18-21). In der Verbannung zu Babylonien aufgewachsen, erwarb sich Esdras hebräische Bildung („ein Schriftgelehrter, bewandert im Gesetz des Moses“, Esr. 7, 6) und eine einflussreiche (amtliche?)…
Buch mit Kruzifix

Judenchristen

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Judenchristen Judenchristen, die aus dem Judentum hervorgegangenen Christusgläubigen der apostolischen und nachapostolischen Zeit. Die Urgemeinde in Jerusalem hielt streng konservativ am jüdischen Gesetz und Kult fest (Apg. 2,46; 3,1: 5,12; 10,14; 21,20-24). Die Forderung der Gesetzesbefolgung an die Heidenchristen in Antiochia durch Judaisten aus Jerusalem (Apg. 15,1 u. 5)…
Buch mit Kruzifix

Core

Heilige Schrift AT
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Core Core, 1. dritter Sohn Esau`s von Oolobana (Gen. 36, 5. 14. 18; 1. Par. 1, 35). – 2. Der fünfte Sohn Eliphaz`, des erstgeborenen Sohnes Esau`s von Ada (Gen. 36, 16). – 3. Ein Nachkomme Calebs, Sohn Hebrons (1. Par. 2, 43; s. Keil im Comm. z.d.St.). –…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner