A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T Ü V W Z

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Illuminaten

Illuminaten. Geheimbund. Ihn gründete 1.5.1776 Adam Weishaupt, *6.2.1748 zu Ingolstadt, hier seit 1772 Professor des Kirchenrechts, Deist, schärfster Feind der Jesuiten, Winter 1776/77 Mitglied einer Freimaurerloge in München, Gegner der Kantischen Philosophie, nach seiner Verbannung aus Bayern seit 1786 am Hof Ernsts II. von Gotha, ebd. 18.11.1830. Ziel des Bundes war, in einer Art Weisheitsschule durch wissenschaftliche Erkenntnis zur sittlichen Selbstvervollkommnung und Humanität zu führen. Der Namen Orden der Perfektibilisten wurde bald in Orden der Illuminaten geändert (O. I.). Weishaupt amtierte als Ordensgeneral. Die Jünger (Areopagiten) erhielten einen Ordensnamen (z. B. Weishaupt = Spartacus). Die Monatsnamen wurden geändert; das Jahr begann am 21. März (1. Pharavardin). 1799 führte man 3 Ordensklassen ein: 1) Novize: Selbsterziehung durch Exerzitien über die Ordensziele, Anlegung geistiger und moralischer Proben, Schweigepflicht unter feierlichem Eid, strenge Subordination, Spitzelsystem durch Geheimkorrespondenz über andere Mitglieder an die unbekannten Oberen (sog. „Quibus licet“), wissenschaftliche Durchbildung in Philosophie, Rhetorik, Sprachen und Moral; 2) Mineral, d. h. Schüler der Minerva: Aufnahmeritus, Geheimzeichen (die Hand wie abblendend über die Augen gelegt, als Symbol Eule mit Buch und den Buchstaben PMCV = per me caeci evident); 3) Mineral Illuminates: zur Unterweisung der übrigen, ohne Ritus. Der Bund stellte so eine Bildungszentrale mit Ordenscharakter und Geheimtuerei dar. Anfänglich wuchs er nur sehr schwach; nach Beitritt des Barons Knigge (Philo), des Verfassers vom „Umgang mit Menschen“, verbreitete er sich stärker in Deutschland und Österreich. Durch den I. O. sollte die Freimaurerei ersetzt werden, die Weisshaupt als zu mystisch galt. So wurde der I. O. zu einer Weisheits- und Lebensschule in freimaurerischem Gewand. Der neue Ordensplan von 10.12.1782 schuf 3 Klassen mit einzelnen Graden: 1) Novize, Mineral und Illuminates minor; 2) die 3 Grade der Johannis-Freimaurerei (Lehrling, Geselle, Meister) und 2 Hochgrade: Illuminates Major (schott. Novize, Kleidung: grünes Schurzfell) und Illuminates Dirigent (Schott. Ritter, Schwert, Schurz mit grünem Kreuz); 3) 4 Mysteriengrade, von denen aber bis zu Aufhebung nur die 2 des Regenten und Priesters (Kleidung: weißes Priestergewand, Verpflichtung zum schärfsten Kampf gegen Intoleranz und Despotismus, „die Weisheit des I. O. Macht Fürsten und Staaten entbehrlich“) ausgearbeitet wurden. Damals traten dem I. O. bei: Goethe (Abaris), Herder (Damasus Pontifex), Hzg. Karl August v. Weimar (Aeschylos), Karl Theodor Frh. v. Dalberg (Bacon v. Verqualm), Hzg. Ferd. v. Braunschweig, Hzg. Ernst v. Gotha, Graf Stolberg v. Neuwied, Generalpostmeister Graf Thurn u. Taxis, Froh. v. Born (Vorbild des Sarastro in Mozarts „Zauberflöte“) u. a. Gegen das Volk schlossen sich die Illuminaten ab. Unter Kurfürst Karl Theodor v. Bayern begannen die Verfolgungen gegen die Illuminaten als gegen eine „revolutionäre und atheistische Clique“, wobei sich die Rosenkreuzer verlor taten. 22.4.1784 erging der erste Erlaß gegen sie, ein zweiter, noch schärferes Edikt 2.3.1785 und ein drittes 15.11.1790 trotz der bereits 1785 durch die Leitung erfolgten Auflösung des I. O. Die den Illuminaten nachgesagten Verbrechen: Giftmorde, Weltherrschafts-Pläne, Verbindung mit Mirabeau, den Jakobinern und Cagliostro, beruhen auf Übertreibung und Verleumdung. Der I. O. war reines Gewächs der Aufklärung, nicht besser und schlechter als andere ähnliche Gebilde jener Zeit. – 1896 erneuerte Leopold Engel den I. O. Und gab ihm die Grade: Novize, Mineral, Großmagus, Illuminatus minor und Illuminatus major. 1925 schlossen sich die Ländergruppen zum politisch und religiös neutralen „“Weltbund der Illuminaten“ (Berlin) Zusammen. Die Mitglieder sollen zu freien, selbstbestimmenden Persönlichkeiten entwickelt werden durch philosophisches Forschen, Veredlung des Charakters, gegenseitiger Unterstützung und humanitäre Bestrebungen.

Mit den Illuminaten haben nichts gemein die Illuminés, ein 1766 vom Ex-Benediktiner Dom Antoine Jos. Pernetty, einem Freund Friedrichs d. Gr. In Avignon gegründetes Hochgradigstem der Freimaurerei. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. V, 1933, Sp. 369 – Sp. 370

Tags: Sekten
Buch mit Kruzifix
Erthal
Buch mit Kruzifix
Dalberg

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Proterius

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Proterius Proterius, hl., rechtgläubiger Patriarch von Alexandria, früher Archipresbyter, wurde nach der Absetzung des Dioskur 451 von den „nobiles civitatis“ unter starkem Widerstand des Volkes zu dessen Nachfolger gewählt; hatte auch später stets eine…
Buch mit Kruzifix

Dalberg

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Dalberg Dalberg (ursprünglich Dalburg), Kämmerer von Worms, genannt v. D., altes rheinisches Adelsgeschlecht, das sich der Abstammung vom seligen Erkenbert rühmt, im 14. Jahrhundert die Adeligen v. Dalburg beerbte und 1654 in den Reichsfreiherrns-Stand…
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Heinrich, Johann Baptist Heinrich, Johann Baptist, * 15.4.1816 zu Mainz, † 9.2. 1891 ebd.; studierte seit 1834 Rechtswissenschaft in Gießen, 1837 Dr. jur., 1840 Privatdozent daselbst; studierte 1842-43 Theologie in Tübingen und Freiburg i.…
Buch mit Kruzifix

Feste der Juden im Altertum

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Feste bei den Juden: I. Feste der Juden im Altertum Außer dem Sabbat, dem Festabschluss einer jeden Woche, und den Neumonden, den Festen zu Beginn eines jeden Monats, ordnete das mosaische Gesetz zunächst noch…
Buch mit Kruzifix

Maria Theresia

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Maria Theresia Maria Theresia, röm.-deutsche Kaiserin, * 13.5.1717, † 29.11.1780 zu Wien; trat als älteste Tochter Kaisers Karls VI. († 20.10.1740) auf Grund der pragmatischen Sanktion die Regierung der österreichischen Erblande an. Ihren Gemahl…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Freimaurerei

Freimaurer
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Freimaurerei Freimaurerei, kosmopolitische Vereinigung zur individuellen sittlichen Veredelung und zur Schaffung eines allgemeinen Menschheitsbundes auf Grundlage des Humanitätsprinzips und absoluter Toleranz und mit Hilfe geheimer ritueller Handlungen als symbolischer Mittel zur seelischen Erfassung und tatsächlichen Verwirklichung dieser Ziele. Ursprung: Seit 1175 hatte England von Frankreich den gotischen Stil übernommen.…
Buch mit Kruzifix

Novatian

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Novatian Novatianer (Novatiani oder Novatianenses), Sekte aus der Mitte des 3. Jahrhunderts, empfing Namen und Ursprung von Novatian (der von Eusebius und den späteren Lateinern überlieferte Namen „Novatus“ ist falsch). Trotz seiner klinischen Taufe (Eusebius, HE VI 43) gewann Novatian dank seiner philosophischen Durchbildung (Kenntnis besonders der Stoiker: Cyprian,…
Buch mit Kruzifix

Brüder und Schwestern des freien Geistes

Gnostiker
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Brüder und Schwestern des freien Geistes Brüder und Schwestern des freien Geistes, eine seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts in verschiedenen Ländern auftauchende Sekte, welche einem vollendeten Pantheismus huldigte und bis ins 15. Jahrhundert unter mancherlei Schicksalen fortdauerte. Ihr Lehrbegriff ist im Wesentlichen folgender: “Deus est formaliter omne, quod…
Buch mit Kruzifix

Sabbathianer

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Sabbathianer Sabbathianer. Sabbathai Zewi, kabbalistischer Schwärmer, * 1626 in Smyrna, gab sich im Jahre 1648, dem vom Sohar (Kabbala) prophezeiten Anfang des Erlösungsjahres, als Messias aus. Deswegen vom Rabbinat seiner Heimat exkommuniziert und ausgewiesen, begab er sich nach Saloniki, nach mehrfachen Wanderungen 1660 nach Kairo, wo er einen tatkräftigen…
Buch mit Kruzifix

Unitarier

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Unitarier Unitarier (Ein-Gott-Leute) heißen in der Reformationszeit auftretende Antitrinitarier, die in Gott nur eine Person, demnach bloß den Vater als den einen wahren Gott anerkannten. Unitarier war schon der von den Mennoniten hergekommene Taufgesinnte Adam Pastoris, eigentlich Roelf (Rudolf) Martens; er wollte die Hl. Schrift grammatikalisch-wörtlich erklärt wissen, die…
Buch mit Kruzifix

Antitrinitarier

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Antitrinitarier Antitrinitarier, die Leugner der Grundwahrheit des Christentums von drei ewigen Personen in Gott, besonders die dem 2. und 3. Jahrhundert angehörigen, an der Spitze das Judentum. Nicht unterscheidend zwischen Natur und Person und nur ein Hervorgehen nach außen (processiones ad extra) anerkennend, überhaupt des Sinnes für die christliche…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner