Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Arnold von Brescia

Arnold von Brescia, * wohl Ende des 11. Jahrhunderts, † 1155. Studierte in Paris bei Abaelard und wurde in Brescia Priester und Augustiner-Chorherr. Ein eigenwilliger, zum Extremen geneigter Kopf, strengster Aszese ergeben und von leidenschaftlichem Reformeifer beseelt, verwarf er, in die demokratischen Kämpfe seiner Vaterstadt hinein gezogen, vielleicht unter dem Einfluß fortwirkender Ideen der Pataria, allen Güter- und Regalienbesitz des Klerus und sprach diesen dem Kaiser zu, der ihn nur an Laien vergeben dürfe. Vom 2. Laterankonzil wurde er 1139 auf Klagen seines Bischofs verurteilt und aus Italien verbannt. Er ging wieder nach Paris zu Abaelard und war dessen eifrigster Parteigänger in der großen Auseinandersetzung mit Bernhard von Clairveaux. Nach seiner Verweisung aus Frankreich wirkte er in Zürich und kehrte 1145 (?), stets von Bernhards Gegnerschaft verfolgt (Epist. Bernhardi Nr. 195 u. 196), unter dem Schutze des Kardinallegaten Guido, den er zusammen mit Gerhoh von Reichersberg nach Böhmen und Mähren begleitet hatte, nach Italien zurück, wo er unter Eugen III. Frieden mit der Kirche machte. Doch in Rom, wo die demokratische Freiheits-Bewegung gegen die päpstliche Herrschaft zur Einsetzung eines Senates geführt hatte, erfaßten ihn bald wieder die politischen Leidenschaften; einige Jahre war der feurige Agitator der tatsächliche Leiter der römischen Demokratie. 1155 brachte Friedrich Barbarossa den unter dem Druck des Interdikts über Rom flüchtigen Arnold in seine Gewalt und lieferte ihn dem päpstlichen Stadtpräfekten aus. Arnold wurde gehängt, dann verbrannt und seine Asche, um sie der Verehrung seiner Anhänger zu entziehen, in den Tiber gestreut. Die Arnoldisten (auch Lombarden) gingen später in den oberitalienischen Waldensern unter. – In den zeitgenössischen Quellen erscheint Arnold nicht bloß als gefährlicher Demagoge, sondern wird geradezu als Häretiker bezeichnet. Worauf diese Anklage auf Häresie näherhin sich stützt, ist nichtvöllig klar. Daß Arnold häretische Anschauungen über die Kindertaufe vertrat, ist nicht sicher. Wohl aber verstieg er sich in seinen maßlosen Angriffen auf Macht und Besitz der Kirche und des Klerus nicht bloß bis zur Bestreitung jeglichen Besitzrechtes derselben, sondern er erklärte sogar die Spendung der Sakramente durch Priester, die kein apostolisches Leben nach seinem Sinne führten, als ungültig.

aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. I, 1930, S. 690-691

Tags: Häretiker
Buch mit Kruzifix
Ghibellinen
Buch mit Kruzifix
Arialdus

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Feste der Juden im Altertum

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Feste bei den Juden: I. Feste der Juden im Altertum Außer dem Sabbat, dem Festabschluss einer jeden Woche, und den Neumonden, den Festen zu Beginn eines jeden Monats, ordnete das mosaische Gesetz zunächst noch…
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Rippel, Anton Gregor Rippel, Anton Gregor, Kontroversist, eine Stütze der älteren Restaurations-Bewegung im deutschen Katholizismus, * 10.6.1681 in Schlettstadt, † 6.1.1729 zu Fessenheim (Unterelsaß); 1700-15 Jesuit, seit 1719 Pfarrer von Fessenheim mit Filiale Nordheim.…
Buch mit Kruzifix

Aristobul

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Aristobul Aristobul, Hasmonäer. 1) Aristobul I., ältester von den 5 Söhnen des Makkabäers Hyrkanus, mit seinem jüdischen Namen Judas, regierte 104- bis103. Tötete Mutter (?) und Brüder (Antigonus); war der erste Makkabäer, der den…
Buch mit Kruzifix

Cossa

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Cossa Johann XXIII. 17.5.1410 bis 929.5.1415 Gegenpapst gegen Benedikt XIII. und Gregor XII.; Balthasar Cossa aus Neapel, kam nach bewegtem Vorleben (Soldat und Seemann) unter Bonifaz IX. an die Kurie, steig hier, ehrgeizig und…
Buch mit Kruzifix

Harnack

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Harnack Harnack, Adolf v., bedeutendster protestantischer Theologe Deutschlands seit Schleiermacher, anerkannter Führer des liberalen Protestantismus, Lehrer einer ganzen Generation von Geistlichen und Professoren, ein Mann von internationalem Ansehen, überaus fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller, der…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Beza

Calvinisten
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Theodor von Beza Beza (eigentlich de Bèze), Theodor, Mitarbeiter und Nachfolger Calvins, * 24.6.1519 im burgundischen Städtchen Vézelay, † 13.10.1605 zu Genf; frühzeitig in Orléans und Bourges durch seinen Lehrer, den schwäbischen Humanisten Melchior Wolmar, mit dem Protestantismus bekannt gemacht. In Paris, wo er seine juristischen Studien fortsetzte, führte…
Buch mit Kruzifix

Paulizianer

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Paulizianer Paulizianer, Sekte im byzantinischen Kaiserreich, die den Dualismus und eine rein geistige, auf dem Evangelium gebaute Kirche lehrte. Verwandtschaft mit dem Marcioniten und Archontikern ist vorhanden, eine ursächliche Verbindung mit ihnen aber nicht nachweisbar. Zusammenhang mit dem Manichäismus stritten die Paulizianer selber heftig ab. Die Gottheit Christi wurde…
Buch mit Kruzifix

Hugenotten

Calvinisten
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Hugenotten Hugenotten. Das Wort Huguenots, seit etwa 1560 Name der französischen Calviner, ist vermutlich eine Französierung von eignots, der genfischen Bezeichnung für Eidgenossen; von Genf aus wurde nämlich die Protestantisierung Frankreichs hauptsächlich betrieben. – Unter Franz I. (1515-47) konnte sich die religiöse Neuerung in Frankreich nicht ausbreiten, da der…
Buch mit Kruzifix

Hus

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Hus Hus, Jan, tschechisch-nationalkirchl. Vorkämpfer, * um 1370 zu Husinec (wovon sein Name), 1393 Baccalaureus in artibus, 1394 in theol., 1396 Magister in artibus, 1401-02 Dekan der philosophischen Fakultät, im Wintersemester 1402/03 Rektor der Universität in Prag und eifriger Förderer der seit König Karl wachsenden tschechischen Bewegung; seit 1400…
Buch mit Kruzifix

Monophysitismus

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Monophysitismus Monophysitismus, Irrlehre, die eine einzige Natur in Christus annimmt. Anlass war das Streben, die Einheit in Christus zu wahren gegenüber der Tendenz, das Menschliche in ihm hervor zu heben und damit eine teils nur gedankliche, teils auch sachliche Trennung des Göttlichen und Menschlichen herbei zu führen. Die „Einheitstendenz“…
Buch mit Kruzifix

Tyrrell

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Tyrrell Tyrrell, George, einer der hervorragendsten Theoretiker des Modernismus, * 6.2.1861 zu Dublin, † 15.7.1909 zu Storrington. I. Leben und Werke. Von Geburt Anglikaner, konvertierte Tyrrell 1879, wurde 1891 Jesuit, 1891 Priester und 1894 Professor der Moraltheologie im Scholastikat zu Stonyhurst, musste aber wegen Übereifers in seinen thomistischen Meinungen…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner