Unterricht für das Fest Mariä Opferung

Ein Engel mit einem Lilienzweig in der Hand steht auf einer Wolke

Was ist dieses Fest Mariä Opferung ?

(21. November)

Was ist dieses für ein Fest ?

Ein Fest, das die Kirche eingesetzt hat zur Erinnerung an die Aufopferung Mariä im Tempel zu Jerusalem durch ihre frommen Eltern Joachim und Anna. Papst Sixtus V. befahl im Jahre 1585, dasselbe in der ganzen Kirche zu feiern.

Diese Aufopferung geschah im dritten Lebensjahr Mariens, in welchem ihre Eltern sie den Priestern zur Erziehung übergaben, damit sie vor aller Verunreinigung und Befleckung der Welt gesichert würde. Im Tempel wuchs Maria voll Gnade und Tugend heran. Sie hatte nur einen Willen – den göttlichen; nur ein Verlangen – Gott zu gefallen. „Kein Mensch, der vom Weibe geboren“, spricht der hl. Ambrosius, „hatte je die Gabe des beschaulichen Gebetes in so hohem Grade als Maria, und ihr ganzes Leben war gleichsam eine heilige Entzückung; denn ihre Erkenntnis Gottes überstieg die Kenntnis aller Menschen, und nach dem Maße ihrer Erkenntnis wuchs ihre Liebe, die ihr Herz gleich einer heiligen Flamme verzehrte.“ Darum glänzt sie durch alle Jahrhunderte als das Vorbild aller Menschen, besonders der Jungfrauen, und hat Unzählige zur Nachfolge ihres leuchtenden Beispiels angezogen, wie lange zuvor der Seher geweissagt hatte: „Es werden dem König Jungfrauen nach ihr zugeführt werden.“ (Ps. 44,15)

Mariä Opferung: Maria als kleines Mädchen, schon die Krone ihrer zukünftigen Verherrlichung als Königin des Himmels, geht die Stufen hinauf zum jüdischen Priester, der sie mit ausgebreiteten Händen empfängt; hinter ihr sind ihre Eltern, die hl. Anna und der hl. Joachim sowie einige Jungfrauen; im Hintergrund sind zwei Engel sowie der Heilige Geist als Taube zu sehen

Nutzanwendung:

Joachim und Anna opferten ihr einziges Kind dem Herrn auf und überließen es ganz seinem Dienst. So groß dieses Opfer war, brachten sie es dennoch. Die Bewahrung der Unschuld ihrer Tochter ging ihnen über alles. – Eltern! Gott verlangt von euch eben nicht, daß ihr Ihm eure Kinder im Tempel opfern sollt; wohl aber verlangt Er, daß ihr sie als lebendige Tempel Gottes, wozu sie in der Taufe eingeweiht worden, anseht und als solche rein und heilig zu erhalten euch bemühet.

Maria schenkt und opfert sich Gott, sobald sie nur zu seinem Dienst fähig ist, und zwar ohne allen Vorbehalt, für alle Zeit und ohne Widerruf. Wann werden wir denn uns Gott einmal ernstlich schenken? Wir sind Ihm zwar in der heiligen Taufe geschenkt; wir sind damals zu seinen Tempeln eingeweiht worden; wir haben dem Teufel und der Welt abgesagt, uns verbunden, nur für Gott zu leben, und diesen Bund vielleicht schon oft erneuert… aber haben wir ihn auch gehalten? Haben wir nicht das, was wir Gott mit der einen Hand geschenkt, mit der anderen wieder geraubt? Nicht den Tempel unseres Herzen durch die schändlichsten Gelüste entweiht? Nicht uns, der Welt, der Eitelkeit, mehr als Gott, gelebt? Ach! Wann werden wir uns Gott einmal aufrichtig und für allezeit schenken? Vielleicht in unserem Alter? Wird aber Gott alsdann unser Opfer annehmen? Wird Er zufrieden sein, wenn wir Ihm erst dann dienen wollen, da wir der Welt nicht mehr dienen können; wenn wir erst dann Ihm zu leben anfangen wollen, da wir bald zu leben aufhören müssen? Nein! Gott ist mit einem zwischen Ihm und den Geschöpfen geteilten Herzen nicht zufrieden. Er will, daß wir Ihn aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele lieben und mit allen Kräften Ihm dienen. –

Wohlan, so tun wir es; tun wir es von Jugend auf; bewahren wir Leib und Seele unbefleckt dem Herrn; eine solche, aber auch nur eine solche Liebe wir Er vollkommen belohnen.

Gebet der Kirche.

O Gott! Der Du gewollt hast, daß die seligste und allezeit reine Jungfrau Maria Dir heute im Tempel als eine Wohnung des hl. Geistes dargestellt wurde, verleihe gnädig, daß wir durch ihre Fürbitte in den Tempel deiner Glorie aufgenommen zu werden verdienen mögen; durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen. –
aus: Leonhard Goffine, Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 703 – S. 704

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